Der in einer Onlinepetition erhobene Vorwurf, das Bildungsziel "Akzeptanz sexueller Vielfalt" diene zur Umerziehung der Kinder, wecke Assoziationen zu totalitären Systemen, kritisierte Stoch am Mittwoch im Stuttgarter Landtag. Solche Vorwürfe hätten unter Demokraten nichts zu suchen.
###mehr-artikel###Andere Formen als die Heterosexualität gehörten zur Normalität im Land, sagte der Minister. Infam sei es, dass die Kritiker des Bildungsplans behaupteten, dass diese Normalität nun zur Norm werden solle und an der Schule für andere sexuelle Orientierungen geworben werde. Ehe und Familie hätten für die Gesellschaft eine tragende Bedeutung, doch müssten andere Lebensformen nicht abgewertet werden.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Hauk warf der Regierung vor, Eltern durch den neuen Bildungsplan bevormunden zu wollen. Man habe bei der Erarbeitung "nur selektiv einzelnen Lobbygruppen Einfluss verliehen" und dabei etwa die Kirchen zu wenig berücksichtigt. Das Thema der sexuellen Vielfalt gehöre zwar in den Unterricht, werde nun aber als Querschnittsthema in allen Fächern "überhöht", sagte Hauk.
"Nicht im Hinterzimmer entstanden"
Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch (Grüne) erinnerte daran, dass am Entwurf für den Bildungsplan bislang 300 Menschen in 40 Arbeitsgruppen beteiligt gewesen seien. Das Dokument sei nicht im Hinterzimmer entstanden. Die Veränderung des Bildungsplans sei notwendig, solange "schwule Sau" und "Schwuchtel" zu den beliebtesten Schimpfwörtern auf Schulhöfen gehörten.
Timm Kern (FDP) zählte vor, dass auf 32 Seiten des Arbeitspapiers 27 Mal in Varianten das Wort Sex vorkomme. Man habe den Eindruck, Sexualität sei das "Leitprinzip der Leitprinzipien". Dabei gehöre Deutschland heute schon zu den am besten aufgeklärten Ländern der Welt.
Petition und Gegenpetition
Der Entwurf zum baden-württembergischen Bildungsplan 2015 sieht vor, dass in Schulen künftig für die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" geworben wird. Dabei sollen Themen wie Homosexualität, Bi- und Transsexualität im Unterricht intensiver und fächerübergreifend behandelt werden. Eine Internetpetition gegen den Plan hatte bis Mittwoch 156.000 Unterschriften gesammelt, eine Gegenpetition dazu mehr als 80.000.