Besonders im sozialen Bereich verhindere der Einsatz von Freiwilligen oft reguläre Beschäftigung, sagte die Frankfurter Wirtschaftsprofessorin Beate Finis Siegler am Donnerstagabend in Hannover. Sie sprach bei einer Diskussion der Volkswagenstiftung mit Wissenschaftlern und Kirchenvertretern über die Bedeutung freiwilligen Engagements.
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Die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsmarktneutralität des BFD sei bei sozialen Dienstleistungen sehr zweifelhaft, unterstrich Siegler. "Oft geht es um Ersatz und nicht um Ergänzung." In Wohlfahrtseinrichtungen sei das Verhältnis zwischen Angestellten und Freiwilligen deshalb häufig problematisch. Der Staat wolle soziale Leistungen durch den Dienst kostengünstig sicherstellen, kritisierte die Hochschullehrerin für Ökonomie und Sozialpolitik.
Der Bundesfreiwilligendienst ist 2011 dem mit der Wehrpflicht ausgesetzten Zivildienst nachgefolgt. Im Unterschied zum früheren Wehrersatzdienst ist der BFD jedoch völlig freiwillig und steht zudem auch Menschen über 27 Jahren offen. Nach Angaben des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben sind bundesweit derzeit knapp 50.000 Menschen in dem Dienst aktiv.
Ein Großteil der Bundesfreiwilligen im Alter über 27 Jahren seien jedoch Langzeitarbeitslose, sagte die Darmstädter Sozialwissenschaftlerin Gisela Jakob. Vor allem in Ostdeutschland werde der BFD gern als Arbeitsmarktinstrument genutzt, kritisierte sie. "Diese Menschen suchen aber kein freiwilliges Engagement, sondern einen Einstieg in Arbeit."
Gerade für junge Menschen sei ein Freiwilligendienst wie etwa das "Diakonische Jahr" oder das "Freiwillige Soziale Jahr" sehr attraktiv, sagte der Oldenburger evangelische Bischof Jan Janssen. Neben der Idee, anderen zu helfen, gehe es auch darum, sich auszuprobieren und beruflich zu orientieren. "Langsam kommt in der Wirtschaft an, dass ein freiwilliges Jahr die Persönlichkeit stabilisiert", unterstrich Janssen, der auch der Beauftragte für Freiwilligendienste des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.