Januar 2014: So viel Familie war nie

Eltern mit Tochter
Foto: dpa/Andreas Gebert
Januar 2014: So viel Familie war nie
Der Familie gilt Gottes Segen. Und immer mehr auch die Unterstützung der Politik. Gut so, findet Pfarrerin Heidrun Dörken in ihrer Morgenandacht im Deutschlandfunk am 17. Januar.

Es gibt biblische Worte, die auch Nicht-Gläubige unterschreiben können. Dazu gehört einer der ersten Sätze, die Gott zu seiner Schöpfung spricht: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei." (1. Mose 2,18). Von Anfang an ist es menschliche Erfahrung:

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Nur in Gemeinschaft mit anderen können wir aufwachsen und leben. Zuerst ist das die Familie in all ihren Formen, wo es gelingen kann, Fürsorge und Liebe weiterzugeben. Das ist und bleibt so, auch wenn jeder weiß, wie schwierig das im Einzelfall ist. Auch die Bibel berichtet beileibe nicht nur von heiligen Familien.

Und die ersten Christen stellten die Familie durchaus in Frage. Denn nach christlichem Glauben hat jeder Einzelne Würde und ist nicht darauf festgelegt, wo er oder sie herkommt. Die Gemeinschaft der Kinder Gottes überschreitet Grenzen, auch die der Familie. Doch Familie bleibt Urbild, wie Menschen verlässlich miteinander leben. Nach biblischem Glauben gilt ihr Gottes Segen, das Versprechen von erfülltem Leben und Zukunft.

Kein privates Hobby

In diesem Sinn ist es gut, am Anfang dieses Jahres festzustellen: So viel Familie war nie. Manche Journalisten sagen sogar voraus, dass man sich an die ersten Wochen von 2014 erinnern wird als die, in denen die Familienpolitik einen neuen Schub bekommen hat.

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Das ist gut, weil Familie eben kein privates Hobby ist. Damit ihre Aufgaben glücken, braucht sie Unterstützung von Politik und Gesellschaft. Wie sie auch das Grundgesetz fordert, wenn es Ehe und Familie schützt. Dazu gehört, dass die Politik Bedingungen schafft, dass Eltern und Kinder Zeit füreinander haben und trotzdem Männer und Frauen den Familienunterhalt erwirtschaften. Also Familie und Beruf vereinbaren können. Immer noch schwer genug.

Jetzt also kündigt die Verteidigungsministerin an, die Bundeswehr als Arbeitgeberin familienfreundlicher zu gestalten. Die Familienministerin spricht von einer 32-Stunden-Woche mit Lohnausgleich für Eltern von kleinen Kindern. Parallel veröffentlicht eine Umfrage, dass sich acht von zehn Männern theoretisch viel mehr Zeit mit ihren Kindern wünschen, das aber praktisch nicht verwirklichen. 

Doch wenn Männer in herausgehobener Position nur ein wenig praktisch werden, sind sie gleich eine Sensation. So kommentierte sogar die australische Presse, dass der deutsche Wirtschaftsminister sich vorgenommen hat, immer mittwochs seine Zweijährige von der Kita abzuholen. Und dass ein bisheriger Direktor der Europäischen Zentralbank einen Karriereschritt nach unten und weniger Gehalt in Kauf nimmt, um mehr Zeit mit seinen Töchtern zu verbringen.

Natürlich ist es übertrieben, dass sie dadurch, so wörtlich, zur "Speerspitze der neuen Generation von Supervätern" werden. Doch die Nachrichten zusammengenommen zeugen von einem Kulturwandel. Das Wort der Philosophin Hannah Arendt "Politik ist angewandte Liebe zum Leben"  erfüllt sich, wenn sie Familien stärkt.

Mut, Zuversicht und Vertrauen

Aber umgekehrt gilt auch: Familien ändern ihrerseits Politik und Gesellschaft. Beim Leben mit Kindern merkt man, dass Ellenbogen und Egoismus nicht funktionieren. Man spürt: Eine Familie kann sich nicht nur an Beschleunigung orientieren. Und kaum jemand wird glücklich werden beim Versuch, alles immer optimaler zu machen. Weil Familie ein offenes, unberechenbares Projekt bleibt, sprechen viele sogar vom "Abenteuer Kind".

Richtig ist daran, dass Mut und Zuversicht nötig sind. Gaben, die der Segen Gottes verspricht. Wer sich unter Gottes Segen stellt, hofft aufs Gelingen und auf Glück. Aber vertraut auch darauf, dass Gottes Liebe stärker ist als Scheitern im Kleinen und im Großen. So kann man sich trauen ins Abenteuer Familie.