Zeitung: Zahl der Kirchenaustritte in Niedersachsen stark angestiegen

Zeitung: Zahl der Kirchenaustritte in Niedersachsen stark angestiegen
In den niedersächsischen Großstädten ist die Zahl der Kirchenaustritte einem Zeitungsbericht zufolge teils sprunghaft angestiegen.

Danach traten allein in der katholischen Bischofsstadt Hildesheim im vergangenen Jahr 41 Prozent mehr Christen aus den beiden großen Kirchen aus als im Jahr davor, berichtete die "Neuen Presse" in Hannover (Donnerstagsausgabe). Die Zahl stieg von 342 auf 485. In Oldenburg kletterte die Austrittszahl um 38 Prozent von 883 auf 1.221. Die Zeitung beruft sich auf die Daten der Standesämter.

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Der katholische Propst von Hannover, Martin Tenge, führte den Anstieg auf die Kostenexplosion beim Bau des Bischofssitzes im Bistum Limburg zurück. "Der Austritt ist derzeit vielleicht die einzige Möglichkeit, Protest sichtbar zu machen", sagte er. Deshalb müsse die Kirche selbstkritisch darüber nachdenken, wie sie ihr Beschwerdemanagement verbessern könne.

In Hannover erreichten die Austritte der "Neuen Presse" zufolge den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre. Hier kehrten 2.945 Mitglieder den Kirchen den Rücken: 2.091 Protestanten und 827 Katholiken. Nach Angaben der katholischen Kirche entspricht das einer Steigerung um rund ein Viertel. Damit lagen die Austrittszahlen deutlich über denen im Jahr 2010, als zahlreiche Missbrauchsfälle vor allem in katholischen Einrichtungen bekanntwurden. Damals gab es in Hannover lediglich 2.459 Austritte. Göttingen verzeichnete 28 Prozent mehr Austritte, Wolfsburg 25 Prozent, Salzgitter 23 Prozent und Braunschweig 13 Prozent.

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers nannte neben den Vorgängen in Limburg auch die Diskussionen um die Staatsleistungen für die Kirchen und um das kirchliche Arbeitsrecht als mögliche Ursache für die Austritte. "Jeder Austritt ist bedauernswert", sagte eine Sprecherin. "Da werden auch Zusammenhänge vermischt." Die Landeskirche wollte die Zahlen allerdings nicht im Detail kommentieren. Die Daten allein aus Großstädten reichten für eine Bewertung nicht aus, weil die Landeskirche stark ländlich geprägt sei.