Friedensgespräche im Südsudan - im Schatten der Gewalt

Friedensgespräche im Südsudan - im Schatten der Gewalt
Vertreter der südsudanesischen Regierung und Rebellen haben am Freitag in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba Friedensgespräche begonnen. Dessen ungeachtet gingen die Kämpfe im Südsudan weiter. Einheiten der Rebellen zogen von Bor weiter in Richtung der 200 Kilometer südlich liegenden Hauptstadt Juba, die Armee marschierte ihnen entgegen. Auch aus der Gegend um Bentiu im Bundesstaat Unity wurden Kämpfe gemeldet.

Die Deutsche Welthungerhilfe warnte vor einer rasant steigenden Zahl von Notleidenden. Schon jetzt seien mehr als 600.000 Menschen dringend auf Hilfe angewiesen, sagte der Ostafrika-Regionaldirektor Johan van der Kamp in Nairobi dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er schätzte die Zahl der Flüchtlinge auf mehr als 400.000, doppelt so viele, wie von den Vereinten Nationen bislang angegeben. Laut van der Kamp ist es wegen unpassierbarer Straßen und unklarer Lage an der Grenze sehr schwierig, die Menschen im umkämpften Unity-Bundesstaat zu erreichen.

Das äthiopische Außenministerium bestätigte am Freitag in einer Erklärung, dass die vom ostafrikanischen Staatenbund IGAD vermittelten Gespräche über einen Waffenstillstand im Südsudan begonnen hätten. Zunächst sprachen beide Seiten aber nur getrennt mit den Vermittlern. Zu persönlichen Kontakten beider Seiten kam es nicht.

Sprecher: Rebellen haben kein Interesse an Waffenstillstand

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Ein Sprecher der südsudanesischen Armee äußerte sich in der Tageszeitung "Sudan Tribune" skeptisch über die Erfolgsaussichten der Friedensgespräche. Die Rebellen seien derzeit in der Offensive und hätten kein Interesse an einem Waffenstillstand, sagte er. Die US-Botschaft kündigte den Abzug von Botschaftspersonal aus Juba an. Auch der Sudan will Staatsbürger ausfliegen.

Seit Beginn der Gefechte am 15. Dezember sind bislang mindestens 1.000 Menschen ums Leben gekommen. Hintergrund der Kämpfe ist ein Machtkampf zwischen Südsudans Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar, der sich zu einem Bürgerkrieg zwischen den Volksgruppen der Nuer und der Dinka auszuweiten droht. 

Der Südsudan ist der jüngste Staat der Welt. Er wurde im Juli 2011 vom Sudan unabhängig und zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Die etwa zehn Millionen Einwohner leben auf 620.000 Quadratkilometern, einer Staatsfläche, die etwas größer ist als Spanien und Portugal zusammen.