UNICEF beklagt beispiellose Welle der Gewalt gegen Kinder in Zentralafrika

UNICEF beklagt beispiellose Welle der Gewalt gegen Kinder in Zentralafrika
In der Zentralafrikanischen Republik werden nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks immer mehr Kinder das Opfer des anhaltenden blutigen Konflikts. Der örtliche UNICEF-Leiter Souleymane Diabate beklagte in einer in Genf verbreiteten Erklärung eine beispiellose Welle der Gewalt. "Immer mehr Kinder werden von den kämpfenden Gruppen rekrutiert, und sie werden ebenfalls gezielt und brutal angegriffen", erklärte er.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker warnte unterdessen vor einer humanitären Katastrophe in dem Land. Der Afrikareferent der Organisation, Ulrich Delius, forderte mehr humanitäre Hilfen. Jeder zweite der 800.000 Bewohner der Hauptstadt Bangui sei auf der Flucht.

Allein am Flughafen der Stadt lebten rund 100.000 Flüchtlinge unter unhaltbaren Umständen. "Wenn sie nicht bald mehr Hilfe und angemessene sanitäre Einrichtungen bekommen, droht der Ausbruch von Seuchen." Die Europäische Union hatte am Sonntag als Katastrophenhilfe 20.000 Plastik-Decken nach Bangui entsandt. Diese Unterstützung sei aber vollkommen unzureichend.

UNICEF: mindestens 16 Kinder getötet

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UNICEF zufolge wurden bei Kämpfen seit Anfang Dezember mindestens 16 Kinder getötet und mehr als 60 verletzt. "Angriffe auf Kinder stellen eine Verletzung internationalen Rechts dar", warnte Diabate. Er rief Anführer aller Kriegsparteien auf, Kindersoldaten umgehend zu entlassen und Angriffe auf Kinder zu unterlassen.

Die Kämpfe zwischen Rebellen der Ex-Séléka-Bewegung, die Übergangspräsident Michel Djotodia zur Macht verholfen hatten, und Milizen der Anti-Balaka gingen unterdessen weiter. Menschenrechtler werfen der Anti-Balaka vor, auch gegen muslimische Zivilisten vorzugehen, weil die Ex-Séléka mehrheitlich aus muslimischen Kämpfern besteht. Ihrerseits töten Ex-Séléka-Kämpfer offenbar wahllos Christen, weil sich die Anti-Balaka als christliche Miliz versteht. Mehr als 5.000 Tschader verließen am Wochenende das Land. Auch sie werden pauschal als Unterstützer der Ex-Séléka verfolgt.

Kompliziert wird die Lage dadurch, dass der Tschad 850 der 4.000 Soldaten der afrikanischen Friedenstruppe MISCA stellt, die sich um eine Stabilisierung der Lage und den Schutz der Zivilbevölkerung kümmern soll. "Die MISCA ist jedoch oft mit sich selbst beschäftigt und schafft manchmal mehr Probleme als Lösungen", sagte Delius. Er forderte die Vereinten Nationen auf, dringend mehr Blauhelmtruppen zu entsenden, denen nicht mangelnde Neutralität vorgeworfen werden könne.