Als Beispiele nannte Meister Fragen von der Stammzellforschung bis zu Sterben und Tod wie auch den geplanten Atomausstieg. Der Bischof vertritt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in der vom Bund und Ländern eingesetzten Expertenkommission, die die Suche nach einem Atommüll-Endlager vorbereiten soll. "Grundsatzfragen, wie eine gerechte, friedliche und sozial ausgewogene Welt gestaltet werden kann, haben die Religionen von jeher umgetrieben", betonte der leitende Theologe. Immer mehr Philosophen und Literaten, aber auch Politiker merkten, dass einem Gemeinwesen ohne Religion und ohne Gott etwas Wesentliches fehle.
Meister: Kirche steht immer auch für Tradition
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Für die Kirche in der modernen Gesellschaft bedeute dies, dass sie sich in einer sich verändernden Welt auch verändern müsse. "Wahrscheinlich aber deutlich behutsamer und nachdenklicher als viele andere Institutionen", sagte Meister. Denn die Kirche stehe immer auch für Tradition. Selbst wenn sie innovativ und progressiv sei, bleibe sie im Kern wertkonservativ: "Sie kann gar nicht anders, weil sie etwas zu bewahren hat, das Tausende Jahre alt ist."
Er finde es sehr bewegend, welche Anstöße Papst Franziskus zurzeit in der katholischen Kirche gebe, sagte der evangelische Landesbischof: "Wir können sehr dankbar sein, dass der neue Papst so viele kritische Fragen zu gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten stellt." Im Kern seien es die gleichen Anliegen, die auch die Protestanten umtrieben: "In fast allen zentralen Fragen, die die Zukunft unserer Welt angehen, stehen die evangelische und die katholische Kirche Seite an Seite."