Wie an Heiligabend stand auch am ersten Weihnachtsfeiertag in den Predigten vieler Kirchenrepräsentanten die Forderung nach einer menschlicheren Flüchtlingspolitik im Mittelpunkt. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, erklärte, wer vor Gewalt, Krieg und Verfolgung über das Mittelmeer flüchte, brauche einen Zufluchtsort. Um Migranten zu helfen, müssten die Wohlhabenden etwas von ihrem Reichtum abgeben.
Der katholische Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki sagte in einem ZDF-Fernsehgottesdienst in der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale, das biblische Gebot, Fremde willkommen zu heißen, erfordere eine grundsätzliche Änderung des Flüchtlingsrechts. Kirchliche Solidaritätsaktionen wie etwa die Bereitstellung von Unterkünften für Flüchtlinge könnten zwar kurzfristig helfen, sagte Woelki. Damit sei jedoch noch keines der grundlegenden Probleme gelöst. Auch rechtsextreme Propaganda gegen Flüchtlinge müsse bekämpft werden.
Bode: Flüchtlingen Raum und Hilfe zur Verfügung zu stellen
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Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode rief dazu auf, Flüchtlingen Raum und Hilfe zur Verfügung zu stellen. Gerade Christen hätten den Auftrag, ihre Stimme zu erheben und sich einzumischen gegen Unrecht und Menschenverachtung, sagte er am ersten Weihnachtstag im Osnabrücker Dom.
Bereits am Dienstag hatte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider der EU eine Abschottungspolitik gegenüber den Migranten vorgeworfen. Durch die Sicherheitsmaßnahmen an den Grenzen würden in vielen Fällen Grundrechte verletzt, sagte er im WDR-Radio. Er plädierte dafür, die Regelung aufzuheben, nach der Flüchtlinge in der Europäischen Union Asyl in dem Land beantragen müssen, über das sie eingereist sind.
Als Fest der Menschenliebe Gottes bezeichnete der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer das Weihnachtsfest. An Weihnachten zeige Gott seine menschenfreundliche Seite, sagte er am Mittwoch bei einem Kantatengottesdienst in Karlsruhe. Dies sei eine Mut machende Botschaft vor allem für Menschen, die unter der Kälte und Unfreundlichkeit menschlicher Beziehungen litten.