Evangelische Bischöfe: Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik

Evangelische Bischöfe: Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik
Evangelische Bischöfe haben an Heiligabend an das Leiden von Flüchtlingen, die Zuflucht in Europa suchen, erinnert. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider warf der EU eine Abschottungspolitik gegenüber den Migranten vor. Zugleich forderte er, auch Deutschland solle mehr Flüchtlinge aufnehmen. Auch der Berliner Bischof Markus Dröge kritisierte die derzeitige Flüchtlingspolitik. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister mahnte konkrete Hilfen für Flüchtlinge an.

"Wir bauen Europa zur Festung aus", kritisierte Schneider am Dienstag im WDR-Radio. Durch die Sicherheitsmaßnahmen an den Grenzen würden in vielen Fällen Grundrechte verletzt, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er plädierte dafür, die Regelung aufzuheben, nach der Flüchtlinge in der Europäischen Union Asyl in dem Land beantragen müssen, über das sie eingereist sind.

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Der Berliner Bischof Markus Dröge erinnerte daran, dass in den vergangenen 20 Jahren schätzungsweise rund 17.000 Menschen bei dem Versuch, Europa per Schiff zu erreichen, im Mittelmeer ertrunken sind. "Die Bilder der schiffbrüchigen Menschen von Lampedusa haben sich in den letzten Monaten tief in das Gedächtnis eingeprägt", sagte Dröge in der Christvesper im Berliner Dom. "Überladene Boote, verantwortungslose Schlepper und eine Politik der Abschottung haben über Jahre Menschenleben gekostet", erklärte Dröge laut Redemanuskript.

Meister: "Wie weit wir entfernt sind von einer gerechten Welt"

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstagsausgabe), das Schicksal der Lampedusa-Flüchtlinge zeige, "wie weit wir entfernt sind von einer gerechten Welt". Er bezeichnete es als "eine politische und gesellschaftliche Herausforderung, zu überlegen, was man tun kann, damit die Menschen nicht, wie vor Lampedusa geschehen, im Meer ertrinken."

Auch der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erinnerte in seiner Weihnachtsansprache an das Schicksal der Flüchtlinge. Er dankte allen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern, die Asylbewerber unterstützten. Ohne Zeichen der Nächstenliebe sei Weihnachten "nur Brimborium", sagte Bedford-Strohm.

Jung: Verletzungen der Menschenrechte in Syrien bedrückend

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hob in seiner Weihnachtsbotschaft die Bedeutung der Menschenwürde und der Freiheit hervor. Umso bedrückender seien alle Verletzungen der Menschenrechte, wie sie die Opfer des Kriegs in Syrien und viele Flüchtlinge erlebten, sagte Jung in Darmstadt.

Der oldenburgische Bischof Jan Janssen mahnte eine politische Klärung und Hilfe für Flüchtlinge an. Ihnen werde an Europas Grenzen "kein Raum in der Herberge" gewährt, sagte er laut Redemanuskript in seiner Predigt an Heiligabend in Oldenburg.

Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl hatte bereits am Montagabend vor der Dresdner Frauenkirche zu Nächstenliebe und Toleranz gegenüber Flüchtlingen aufgerufen. Dort hatten sich rund 20.000 Menschen zur einer Weihnachtlichen Vesper versammelt. Diese gilt als der größte regelmäßige Gottesdienst unter freiem Himmel in Deutschland.