Es sei "eine Schande allergrößten Ausmaßes, wenn es in der Europäischen Union einen Staat gibt, der seinen Bürgern verbieten will, Schiffbrüchigen in Not beizustehen", erklärte der Bischof mit Blick auf Italien. "Das ist eine Absage an die christliche Kultur in Europa und einfach unerträglich", sagte Bohl dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden.
###mehr-links###
Die dramatischen Ereignisse des zurückliegenden Jahres vor der italienischen Insel Lampedusa im Mittelmeer hätten "deutlich gemacht, dass es unmöglich so weitergehen kann wie bisher", sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Allerdings sei für ihn auch klar, dass Europa nicht alle Flüchtlinge aufnehmen könne, die nach Europa kommen wollen.
Hilfe für Afrika
Nötig sei daher eine Doppelstrategie: Einerseits müsse bereits in den Fluchtländern geholfen werden, andererseits müsse in Europa mit Flüchtlingen anders umgegangen werden, erläuterte der sächsische Landesbischof. "Es muss ein konzentriertes Projekt der Hilfe für Afrika geben, um die Ursachen der Fluchtbewegungen über das Mittelmeer zu bekämpfen", unterstrich er. Die Kirchen hätten durch ihre Hilfswerke "einen ziemlich genauen Einblick, was sich in Afrika tut". Bohl hob hervor: "Insofern sind wir auch bereit, unsere Expertise einzubringen."
###mehr-artikel###
Europa dürfe nicht zu einem "Kontinent der Unmenschlichkeit" werden, mahnte der Bischof. Dies sei aber der Fall, wenn sich Europa "in einer Weise abschottet, dass vor den Außengrenzen der EU gestorben wird". Insofern müsse das sogenannte Dublin-II-Abkommen der EU geändert werden, das die Grundsätze der Flüchtlingspolitik festschreibt.
Bohl äußerte seine Genugtuung darüber, dass im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD auf Bundesebene zwei wichtige Instrumente verankert seien, die von den Kirchen schon lange gefordert wurden: die dringend nötige Verkürzung der Asylverfahren in Deutschland auf maximal drei Monate sowie die Möglichkeit einer früheren Arbeitsaufnahme der Flüchtlinge.