"Anders als ein reiner Warentausch tragen Geschenke die Botschaft in sich, wie es um die Beziehung zwischen Schenker und Beschenktem bestellt ist." Daher seien bedingungslose Geschenke selten, sagte Berking: "Einem fremden Bettler einen Geldschein zu schenken, kann bedingungslos sein. Es kann aber auch aus dem Wunsch heraus geschehen, dafür ein gutes Gewissen zurück zu bekommen."
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Ökonomisch betrachtet seien Geschenke ein Nullsummenspiel: "Bei einem Geschenke-Austausch ist der Beteiligte Schuldner und Gläubiger zugleich", sagt Berking. "Schenken geschieht sowohl aus Großzügigkeit als auch der Erwartung, dass etwas zurückkommt." Ein Geschenk enthalte aber Bestandteile, die nicht käuflich sind: "Liebe, Vertrauen, Respekt", sagt Berking. "Der Schenker macht sich Gedanken über seine Beziehung zum Beschenkten und wählt auf dieser Grundlage das Geschenk."
Neben Ehrerbietung Kalkül
Wer von seinem Partner jedes Jahr einfallslose Socken bekomme, müsse sich daher Sorgen über den Zustand der Beziehung machen. Auch Geldgeschenke, Gutscheine oder die Tendenz, die Preisschilder an den Geschenken zu lassen, zeigten, dass Schenker die soziale Ebene des Geschenkes fürchten und sie durch eine materielle zu ersetzen versuchen. "Es ist natürlich einfacher, nur materiellen Wert zu geben", sagt Berking.
Die an Geschenke gebundenen Erwartungen und Verpflichtungen verunsicherten viele Menschen. "Weil sich schenken und beschenkt werden an Weihnachten ballt, entladen sich in vielen Familien genau dann Spannungen", sagt Berking. Die Kulturtechnik des Schenkens stamme aus uralten Zeiten. "Aber sogar die Opfergaben an die alten Götter enthielten neben Ehrerbietung Kalkül", erklärt der Professor. "Ich opfere eine Sache und erhalte die Gunst und den Schutz der Götter."