Pflegereport 2013: Pflegebedürftige müssen immer mehr selbst bezahlen

Pflegereport 2013: Pflegebedürftige müssen immer mehr selbst bezahlen
Mit dem Start der neuen Bundesregierung hat die Barmer GEK am Mittwoch in Berlin ihren diesjährigen Pflegereport vorgelegt. Der stellvertretende Kassen-Chef Rolf-Ulrich Schlenker zeigte sich optimistisch, dass die große Koalition die angekündigte Pflegereform stemmen wird. Die geplante Beitragserhöhung um 0,5 Prozentpunkte werde vermutlich aber nicht ausreichen.

Der Report - eine alljährliche Bestandsaufnahme auf der Basis von Versichertendaten - zeigt, wie die Pflegeversicherung insgesamt an Wert verloren hat, gleichzeitig aber Verbesserungen erkennbar werden, etwa für Demenzkranke. Ungebrochen ist dem Report zufolge die Entwicklung, dass Pflegebedürftige immer mehr Ausgaben selbst tragen müssen. Die Pflegekosten im Alter liegen für eine Frau heute im Durchschnitt bei 84.000 Euro, wovon sie 45.000 Euro selbst bezahlen muss. Männer müssen im Durchschnitt mit Ausgaben von 42.000 Euro rechnen und davon die Hälfte selbst tragen.

###mehr-artikel###

Studienautor Heinz Rothgang vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik erklärte, im Heim zahlten Pflegebedürftige inzwischen 370 bis 760 Euro monatlich allein für die Pflege aus eigener Tasche. Vor gut zehn Jahren waren es 130 bis 550 Euro. Der Pflegeforscher forderte eine regelmäßige Erhöhung der Versicherungsleistungen analog zur Preisentwicklung. Union und SPD hätten sich darauf aber nicht verständigt, kritisierte er.

Die Leistungen für Demenzkranke indes sind verbessert worden. Das Extra-Betreuungsgeld von 100 bis 200 Euro monatlich wurde 2012 von 175.000 Pflegebedürftigen in der ambulanten Pflege in Anspruch genommen. Vor fünf Jahren waren es noch weniger als 40.000. Überhaupt wächst der Anteil der Menschen, die zu Hause mit Unterstützung von professionellen Pflegediensten versorgt werden gegenüber denen, die im Heim leben. Es sei eine richtige Weichenstellung von Union und SPD, dass sie die Betreuungsleistungen ausweiten wollten, sagten Schlenker und Rothgang.

Bei den Reha-Leistungen verzeichnet die Studie indes Defizite. Zwar würden "erkennbare Anstrengungen" unternommen, den Grundsatz "Reha vor Pflege" umzusetzen. Im Jahr vor der Pflegebedürftigkeit erhielten 15 Prozent der über 65-Jährigen Rehabilitationsleistungen. Die Quote sinke danach jedoch so stark, dass pflegedürftige Menschen über 65 Jahre insgesamt nur halb so viele Reha-Kuren in Anspruch nehmen können wie Gleichaltrige, die nicht pflegebedürftig sind.

Reha-Leistungen werden von den Kassen bezahlt

Die Reha-Leistungen müssen von den Krankenkassen bezahlt werden. Seit Jahren gibt es den Vorwurf, dass pflegebedürftige Menschen dabei benachteiligt werden. Rothgang sagte, dies lasse sich für das Jahr vor und nach dem Beginn der Pflegebedürftigkeit nicht nachweisen. Insgesamt aber würden zu viele Anträge abgelehnt. Dies liege an den Begutachtungsverfahren, die verbessert werden müssten.

Der Pflegereport 2013 bestätigt die Prognosen, wonach die Zahl der Pflegebedürftigen von gegenwärtig rund 2,5 Millionen Menschen bis 2050 um 80 Prozent steigen und ihren Höchststand erreichen wird. Dies liege allein an der Alterung der Gesellschaft, stellt der Report fest. Die Wahrscheinlichkeit für jeden einzelnen, pflegebedürftig zu werden, sei dagegen in den vergangenen zwölf Jahren nicht gestiegen - wohl aber mit der steigenden Lebenserwartung auch die Dauer der Pflege bis zum Tod.