Genug gesagt (USA, 2013)
Eva (Julia Louis-Dreyfus) ist alleinerziehend und arbeitet als Masseurin. Auf einer Party lernt sie nicht nur den ebenfalls geschiedenen Albert kennen, einen witzigen, etwas schlampig wirkenden Ü-Vierziger, sondern auch dessen Ex-Frau. Eine Beziehung zwischen Eva und Albert entsteht, zwischen den Frauen bahnt sich eine Freundschaft an. Beides zusammen aber funktioniert nicht: Die intimen Auskünfte der Ex vergiften das Verhältnis des neuen Paars. Eine großartige Besetzung - James Gandolfini aus den "Sopranos" in seiner letzten Rolle -, kluge Dialoge und genaue Alltagsbeobachtung machen Nicole Holofceners romantische Komödie zur charmantesten Überraschung der Wintersaison.
Regie und Buch: Nicole Holofcener. Mit: Julia Louis-Dreyfus, James Gandolfini, Catherine Keener. Länge: 93 Minuten. FSK: ab 6 Jahre.
Blau ist eine warme Farbe (Frankreich, Belgien, Spanien 2013)
Abdellatif Kechiches Film, der in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Initiation. Adèle, eine Schülerin aus der Vorstadt von Lille, trifft es eines Tages auf der Straße wie ein Blitzschlag: Sie hat sich verliebt, in Emma, eine rebellische Kunststudentin mit blaugefärbten Haaren. Drei Stunden lang heftet sich die Kamera an die Gesichter, die Körper der beiden Frauen, erkundet mit wunderbarer Detailverliebtheit ihr Leben, ihren Alltag, ihre Sexualität. Ein zärtlicher Film, ein Fest der Sinne, mit deftigen erotischen Szenen, poetischen Randbeobachtungen und zwei fantastischen jungen Schauspielerinnen: Léa Seydoux ("Winterdieb", "Leb wohl, meine Königin!") als Emma und die Entdeckung Adèle Exarchopoulos in der Hauptrolle tragen die Geschichte praktisch allein.
Regie: Abdellatif Kechiche. Buch: Abdellatif Kechiche, Ghalia Lacroix (nach einer Graphic Novel von Julie Maroh). Mit: Adèle Exarchopoulos, Léa Seydoux. Länge: 179 Minuten. "Blau ist eine warme Farbe" ist Film des Monats Dezember der Jury der Evangelischen Filmarbeit.
Machete Kills (USA, Russland 2013)
Robert Rodriguez ist ein Spezialist für durchgeknalltes, blutiges, anarchistisches Unterhaltungskino. Sein Machete, gespielt von Danny Trejo, war ursprünglich eine Nebenfigur in den kultigen "Mariachi"-Filmen; inzwischen hat er seine eigene Serie bekommen: ein Killer mit stoischem, verhauenem Gesicht, der immer für Überraschungen gut ist und im ersten Film zum mexikanischen Links-Aktivisten mutiert war. Die politischen Anspielungen funktionieren im Folgefilm "Machete Kills" allerdings nicht mehr so gut, und die Geschichte um einen schmierigen US-Präsidenten, den es auszutricksen gilt, wirkt recht beliebig. Bleiben ein paar grandiose Auftritte: Neben den tollen Flintenweibern Jessica Alba und Michelle Rodriguez sind Charlie Sheen, Mel Gibson und sogar Lady Gaga zu sehen.
Regie: Robert Rodriguez. Buch: Kyle Ward. Mit: Danny Trejo, Jessica Alba, Michelle Rodriguez, Charlie Sheen, Mel Gibson, Lady Gaga. Länge: 107 Minuten. FSK: Ab 16 Jahre.
Beware of Mr. Baker (USA 2012)
Ginger Baker war der Schlagzeuger der legendären Band Cream, der immer ein bisschen im Schatten der anderen beiden Bandmitglieder Eric Clapton und Jack Bruce stand. Mit ihm assoziiert man neben seinen ausgedehnten Drum-Soli vor allem sein derwischhaftes Auftreten. Der Dokumentarfilm von Jay Bulger erzählt Bakers Karriere, die Höhen und Tiefen eines Rockmusikerlebens, in chronologischer Folge. Zu Wort kommen seine Mitmusiker, aber auch seine (Ex-)Ehefrauen und Kinder. Baker selbst erscheint in dieser Dokumentation nicht gerade sympathisch. Der Film zeigt: Die Obsession Musik duldet wenig neben sich.
Regie, Buch: Jay Bulger, Mit: Ginger Baker, Eric Clapton, Carlos Santana, Charlie Watts u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: 12, ffr. FBW: besonders wertvoll.