Wertvolle Reformationsschrift in Memminger Stadtbibliothek entdeckt

Wertvolle Reformationsschrift in Memminger Stadtbibliothek entdeckt
In der Memminger wissenschaftlichen Stadtbibliothek ist unverhofft ein wertvolles Buch aus der Zeit der Reformation aufgetaucht. Es handelt sich um eine slowenische Kirchenordnung aus dem Jahr 1564, wie die Stadt Memmingen am Freitag mitteilte.

Bislang sei von dem Werk weltweit nur ein Exemplar bekannt gewesen. Dieses werde in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek in Rom aufbewahrt.

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Entdeckt hat das Buch der Neu-Ulmer Schriftenexperte Ulrich-Dieter Oppitz. Der Fund sei Zufall gewesen, sagte Oppitz laut der Mitteilung. Er habe in der Bibliothek nach einer anderen mittelalterlichen Schrift gesucht und sei dabei auf den Buchband gestoßen.

Verfasst wurde die Kirchenordnung vom slowenischen Reformator Primoz Trubar (Primus Truber). Der 1508 in Rasica geborene protestantische Prediger gilt als "slowenischer Luther", weil er Martin Luthers Bibel ins Slowenische übersetzte. Trubar war während der Reformationszeit unter anderem evangelischer Pfarrer in Nürnberg und Kempten. Ein Porträt des Reformators ist auf der Rückseite der slowenischen Ein-Euro-Münze abgebildet. Trubar starb 1586 in Derendingen, einem Ortsteil von Tübingen, wo er fast zwei jahrzehnte Pfarrer war. Sein Grab befindet sich in der evangelischen St. Galluskirche Tübingen-Derendingen.

Die nun aufgefundene Schrift sei "von sehr großem Wert für Slowenien", betonte Sloweniens Kulturminister Uros Grilc laut Mitteilung. Er war wegen des Funds eigens nach Memmingen gereist. Das Buch soll nach Angaben des Stadtarchivars Christoph Engelhardt digitalisiert und so der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.