Kindernothilfe: Alpträume überschatten Wiederaufbau nach Taifun

Kindernothilfe: Alpträume überschatten Wiederaufbau nach Taifun
Einen Monat nach dem verheerenden Taifun auf den Philippinen stockt die Versorgung der Sturmopfer in einigen Regionen noch immer.
06.12.2013
epd
Silvia Vogt

Im Norden der Insel Iloilo stießen deutsche Helfer in der vergangenen Woche auf Gebiete, in denen die Menschen bislang ohne Lebensmittelhilfen auskommen mussten. "Die Leute haben wirklich gehungert", berichtete Angelika Böhling von der Kindernothilfe dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Vor allem die Kinder untersuchen unsere lokalen Partner auf Unterernährung, um schwere Spätfolgen abzuwenden."

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Von den Überlebenden, die nach dem Jahrhundert-Taifuns Haiyan auf Hilfe angewiesen sind, ist nach UN-Angaben fast die Hälfte jünger als 18 Jahre. Und die Kinder leiden nach Beobachtung Böhlings, die dieser Tage von den Philippinen zurückkehrte, auch psychisch besonders stark. "Ich habe viele sehr verstörte, traumatisierte Kinder gesehen", sagte sie. "Sie haben große Angst und Alpträume. Wenn wir das jetzt nicht behandeln, tragen die Kinder das ein Leben lang mit sich herum."

Die Kindernothilfe arbeite eng mit staatlichen Stellen zusammen, um alle Kinder zu erreichen: Sie setzt auf die Schulung von Lehrern, die wiederum ihren Schülern helfen, das Erlebte aufzuarbeiten. An einigen Orten habe der Unterricht wieder begonnen, sagte Böhling. Über Mauerresten seien Planen aufgespannt, unter denen die Kinder zusammenkommen können.

Auch in der zerstörten Stadt Tacloban auf der Insel Leyte ist der Wiederaufbau im Gange: "Es wird geräumt, gebaut, gehämmert", berichtete Böhling. "Doch beim Aufräumen werden auch immer wieder Leichen gefunden." Das Ausmaß der Katastrophe sei auch nach einem Monat noch gar nicht zu fassen.

"Ganze Küstengebiete sind weggewischt"

An der Ostküste von Samar hat sich Böhling das Bild der Zerstörung am stärksten eingebrannt. "Man kann sich das gar nicht vorstellen", sagte sie. "Dort sind ganze Küstengebiete weggewischt. Die Lebensgrundlage ist zerstört. Es ist alles viel krasser, als wir uns das ausmalen können." Jetzt beginnen allerdings schon konkret die Planungen für den Wiederaufbau. Wichtig sei, "dass alle mitanfassen" und die Sturmopfer an ihren Häusern mitbauen.

Sorgen macht Böhling die Lebensmittelversorgung in den nächsten Monaten. Eigentlich wäre die nächste Reisernte im Februar. "Doch die wird es nicht geben", erklärte die Kindernothilfe-Sprecherin. "Die nächste Ernte ist erst im Oktober." Bis dahin seien die Menschen auf jeden Fall dringend auf Hilfe von außerhalb des Katastrophengebiets angewiesen.

Der Taifun Haiyan war am 8. November mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern pro Stunde auf die Ostküste der Philippinen geprallt, hatte Fluten ausgelöst und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Tausende Menschen kamen ums Leben, Hunderttausende wurden obdachlos.