In einem Gastbeitrag für die "Passauer Neue Presse" (Samstagsausgsabe) kritisiert Küng besonders Erzbischof Georg-Ludwig Müller, den Präfekten der Glaubenskongregation. Die Kongregation verfolge eine reaktionäre Strategie. "Der Papst denkt an die konkreten Menschen - der Präfekt vor allem an die traditionelle katholische Lehre."
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Küng bezweifelt, dass Franziskus "seinen Glaubenswächter noch unter Kontrolle" hat und wirft die Frage auf, ob der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. durch Müller als "Schattenpapst" agiert. "Es wäre ein immenser Schaden für die Glaubwürdigkeit von Papst Franziskus, wenn er von den Reaktionären im Vatikan daran gehindert würde, seinen von Barmherzigkeit und pastoralem Gespür durchdrungenen Worten und Gesten möglichst bald entsprechende Taten folgen zu lassen", schreibt Küng.
In seinem am vergangenen Dienstag im Vatikan vorgestellten Dokument "Evangelii gaudium" (Freude des Evangeliums) verlangt der Papst eine tiefgreifende Reform der katholischen Kirche. Alle Gläubigen sollten an Entscheidungsprozessen mehr beteiligt werden. Grundauftrag eines jeden Christen sei zudem die konkrete Hilfe für Arme und die Bekämpfung der Ursachen von Armut. Franziskus verlangt auch mehr Engagement im Kampf gegen den Menschenhandel und eine soziale Umformung der aus seiner Sicht ungerechten Weltwirtschaftsordnung.