EKD-Ratsvorsitzender mit Leo-Baeck-Preis geehrt

Nikolaus Schneider und Dieter Graumann
Foto: epd/Andreas Schoelzel
Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
EKD-Ratsvorsitzender mit Leo-Baeck-Preis geehrt
Für sein Engagement im christlich-jüdischen Dialog ist der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, mit dem Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden ausgezeichnet worden.

Zentralratspräsident Dieter Graumann würdigte bei der Verleihung am Donnerstagabend in Berlin vor allem Schneiders Einsatz für die jüdische Position in der Debatte um religiös motivierte Jungenbeschneidung. "Freunde erkennt man, wenn man sie braucht", sagte er laut Redemanuskript. "Sie waren an unserer Seite, als wir Sie brauchten", sagte er an Schneider gerichtet. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands, Henry G. Brandt.

###mehr-links###

In seiner Dankesrede betonte Nikolaus Schneider die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns von Juden und Christen. Beide hätten den Auftrag, für Frieden und Gerechtigkeit zu sorgen. "Und dafür bleibt noch unendlich viel zu tun", sagte Schneider. Der Theologe rief dazu auf, die Zusammenarbeit im Bereich Diakonie zu vertiefen. "Es geht um nicht weniger als um unsere gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft und die Welt, in der wir leben", sagte Schneider. Zudem wünsche er sich regelmäßigere theologische Gespräche und ein "starkes Bündnis" gegen Antisemitismus und Rassismus.

"Wir Christen haben beim Judentum zu lernen"

Schneider sagte weiter, es sei ein großes Versäumnis der evangelischen Kirche gewesen, das Gesprächsangebot der jüdischen Gemeinschaft in der Vergangenheit "nicht viel fröhlicher und stärker aufgegriffen zu haben". Er erteilte erneut Missionsbemühungen von Christen unter Juden eine Absage. "Wir haben als Christinnen und Christen beim Judentum zunächst einmal zu lernen", unterstrich der EKD-Ratsvorsitzende.

###mehr-artikel###

Mit dem Leo-Baeck-Preis würdigt der Zentralrat herausragenden Einsatz für die jüdische Gemeinschaft. Er wird seit 1957 vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung ist nach dem liberalen Rabbiner Leo Baeck benannt, der den Holocaust überlebte und später Präsident der Weltunion für progressives Judentum wurde. Frühere Preisträger sind Altbundespräsident Christian Wulff, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Mit der Verleihung des Preises eröffnete der Zentralrat der Juden am Donnerstag außerdem seinen Gemeindetag, zu dem rund 600 Teilnehmer erwartet wurden. Bis Sonntag sind Gottesdienste, Workshops und Diskussionen geplant. Am letzten Tag des Treffens wird Bundespräsident Joachim Gauck erwartet.  

Graumann sagte, die Teilnehmer wollten "jüdischen Spirit ausleben, vorleben, erleben, beleben und stärken". Zudem sei der Gemeindetag eine Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Eine solche Dimension des Zusammenkommens habe es beim Zentralrat der Juden noch niemals gegeben, sagte Graumann.