Die Neuen an der Spitze des Kirchentages

Foto: epd-bild/Andrea Enderlein/Jens Schulze/Montage: evangelisch.de
Andreas Barner, Christina Aus der Au Heymann und Frank-Walter Steinmeier
Die Neuen an der Spitze des Kirchentages
Ein Pharma-Manager, eine Schweizer Theologin und ein SPD-Bundespolitiker - die Präsidenten für den Stuttgarter Kirchentag in zwei Jahren, den Kirchentag 2017 sowie den Ökumenischen Kirchentag 2019 stehen fest.

Neue Gesichter an der Spitze des Deutschen Evangelischen Kirchentages: Andreas Barner, Christina Aus der Au Heymann und Frank-Walter Steinmeier sind die Präsidenten für die nächsten drei Christentreffen. Das teilte der Kirchentag am Freitag in Fulda mit. Der neue Vorstand war zuvor von der Präsidialversammlung, dem Parlament des Kirchentags, bestätigt worden.

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Der Chef des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim, Andreas Barner (60), leitet den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, die "so mannigfaltige religiöse Landschaft" in Württemberg beim Stuttgarter Kirchentag in ihrer Vielfalt zum Ausdruck zu bringen, sagte Barner.

Andreas Barner wuchs in einer protestantischen Familie in Freiburg auf. Seine Frau ist katholisch. Seit 2008 ist er Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Barner gehörte zu den Unterzeichnern des Aufrufs "Ökumene jetzt", in dem sich Prominente aus Politik und Gesellschaft für eine Überwindung der Kirchentrennung einsetzen. Auch ist er Beiratsmitglied in der "Initiative Partnerschaft mit Afrika", die Bundespräsident Horst Köhler ins Leben gerufen hat.

Barner studierte in Freiburg und Zürich Medizin und Mathematik. Er schloss beide Studiengänge mit der Promotion ab. Sein Werdegang in der Pharmabranche begann bei dem Schweizer Unternehmen Ciba Geigy. Der Naturwissenschaftler kam 1992 zu dem rheinland-pfälzischen Familienunternehmen Boehringer Ingelheim, seit 2009 ist er dort Sprecher der Unternehmensleitung.

Besondere Herausforderung: Der Kirchentag im Jahr des Reformationsjubiläums

Präsidentin des Kirchentages 2017, der mit dem 500. Reformationsjubiläum zusammenfällt, wird die Schweizer Theologin Christina Aus der Au Heymann (47). Veranstaltet wird der Kirchentag vom 25. bis 28. Mai voraussichtlich in Berlin und Wittenberg. Präsidentin eines Kirchentages in zwei Städten und im 500. Jahr nach Beginn der Reformation zu sein, sei eine besondere Herausforderung, die sie mit Freuden annehme, sagte die reformierte Theologin. 

Aus der Au Heymann ist eine ausgewiesene Forscherin zu den Grenzgebieten zwischen Neurowissenschaften und Theologie. Seit 2009 ist sie Privatdozentin für Sytematische Theologie/Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Basel. Seit drei Jahren ist sie theologische Geschäftsführerin am Zentrum für Kirchenentwicklung, das mit der Universität Zürich verbunden ist und sich vor dem Hintergrund einer pluralen Gesellschaft als Schnittstelle von Forschung und Praxis mit der Weiterentwicklung der Kirchen und dem Gemeindeaufbau befasst.

Geboren 1966, ist Aus der Au Heymann aufgewachsen in einem Bauernhaus im Kanton Thurgau. Sie studierte zunächst Philosophie und Rhetorik in Tübingen, danach Theologie in Zürich. Sie promovierte 2002 über Umweltethik. An der Universität Basel schloss sie ihre Habilitation ab, die das Menschenbild und Wissenschaftsverständnis in den Neurowissenschaften und der Theologie als Thema hat.

Steinmeier: beliebter Festredner bei der Kirche

Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier (57), wurde zum Präsidenten des Kirchentages 2019 bestimmt. Es ist noch offen, wann und in welcher Stadt der 3. Ökumenische Kirchentag in sechs Jahren stattfindet, den der Deutsche Evangelische Kirchentag zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken plant. Steinmeier ist der Kirchentagsbewegung schon lange verbunden, dem Präsidium gehört er seit 2011 an. Mit gespannter Freude blicke er auf die Arbeit im Vorstand und als evangelischer Co-Präsident für den Ökumenischen Kirchentag 2019, sagte Steinmeier, der auch als Ministeranwärter in der von CDU/CSU und SPD angestrebten Regierung gehandelt wird.

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Vor wenigen Tagen sprach Steinmeier auf dem traditionellem SPD-Empfang bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dabei zog er eine Linie von der Hamburger Kirchentagslosung  "Soviel du brauchst" zum Schwerpunktthema "Es ist genug für alle da" des Kirchenparlaments. Bei der Eröffnung des Calvin-Jahres 2009 hielt Steinmeier, damals noch Vizekanzler und Außenminister der großen Koalition, die Festrede.

Auf der Bundesebene tritt der Jurist, dessen politische Karriere in Niedersachsen begann, erst seit der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder in Erscheinung. Nach dem Abgang von Kanzleramtsminister Bodo Hombach (SPD) wurde er 1999 noch in Bonn Chef des Kanzleramtes. In dieser Phase war Steinmeier maßgeblich an der Entwicklung der Hartz-Gesetze beteiligt. Von 2005 bis 2009 war er Außenminister im ersten Kabinett Merkel, ab 2007 zugleich Vizekanzler. Gegen Angela Merkel (CDU) unterlag Steinmeier als SPD-Kanzlerkandidat bei der Bundestagwahl 2009.

Der Vorstand des Präsidiums ist für sechs Jahre gewählt. Mit der Neuwahl endete die Amtsperiode des bisherigen Präsidiumsvorstandes. Ihm gehörten an die ehemalige Kultursenatorin Karin von Welck, der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel, die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt und der Staatsrechtler Gerhard Robbers. Der evangelische Kirchentag findet seit mehr als 60 Jahren an wechselnden Orten statt, zuletzt Anfang Mai 2013 in Hamburg. In Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gab es 2003 in Berlin erstmals einen Ökumenischen Kirchentag, 2010 folgte der zweite in München. Die Geschäftsstelle des evangelischen Kirchentages hat ihren Sitz im hessischen Fulda.