Sie sind am Sonntag zur Präses der EKD-Synode gewählt worden. Waren Sie von der Anfrage zu kandidieren überrascht?
Schwaetzer: Ja. Als ich am Freitag nach Düsseldorf fuhr, hatte ich keinen einzigen Gedanken daran, dass das auf mich zukommen würde.
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Hatten Sie schon früher einmal daran gedacht, sich um dieses Amt zu bewerben?
Schwaetzer: Nein.
Sie sind in Berlin in der Gemeinde des Doms engagiert - wie beschreiben Sie ihr Verhältnis zu Religion und Glauben?
Schwaetzer: Ich bekenne mich dazu, dass ich ein religiöser Mensch bin. Das ist mir in meiner Lebensgestaltung enorm wichtig. Und es war mir auch in meiner politischen Arbeit sehr wichtig. Ich habe nie ein Problem darin gesehen, den Inhalt der Bergpredigt als Richtschnur für Entscheidungen zu sehen.
Welche Akzente wollen Sie als Präses der Synode setzen?
Schwaetzer: Wir haben noch 18 Monate in der laufenden Amtsperiode der Synode. Ein Thema, das am Sonntag deutlich geworden ist, ist die Kommunikation zwischen dem Rat der EKD und der Synode in der Zeit zwischen den jährlichen Synodentagungen. Es ist wichtig, die Erwartungen der Synode aufzugreifen.
"Wenn es persönliche Verletzungen gegeben hat, ist es mir wichtig, das aufzufangen und, wo es geht, zusammenzuführen"
Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen den Funktionen der Synodenpräses und des Ratsvorsitzenden?
Schwaetzer: Der Ratsvorsitzende ist der Ratsvorsitzende, und die Präses der Synode ist eines von 15 Ratsmitgliedern.
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Vor Ihrer Kandidatur sind zwei Wahlgänge mit den Kandidaten Günther Beckstein und Brigitte Boehme gescheitert - beide hatten eine ähnlich hohe Stimmenzahl. Sehen Sie eine Spaltung der Synode in zwei Lager?
Schwaetzer: Nein, ich sehe keine Spaltung in zwei Lager. Es hatte auch im Vorfeld dieser Synode nach dem überraschenden Rücktritt von Katrin Göring-Eckardt keine Möglichkeit gegeben, unter den Synodalen zu klären, wohin die Reise gehen soll. Das war ein bisschen das Problem. Ich bedauere, dass die Kandidaturen von Frau Boehme und Herrn Beckstein ins Leere gelaufen sind. Wenn es persönliche Verletzungen gegeben hat, ist es mir wichtig, das aufzufangen und, wo es geht, zusammenzuführen.
Spitzenämter der Synode waren in den vergangenen Jahren von Sozialdemokraten wie Jürgen Schmude und Barbara Rinke beziehungsweise der Grünen Katrin Göring-Eckardt besetzt. Nun steht eine FDP-Politikerin dem Kirchenparlament vor. Was bedeutet das?
Schwaetzer: Es bedeutet, dass ich wie meine Vorgänger gute Arbeit leisten will. Maßstäbe sind die Themen, die bearbeitet werden müssen und die Aufgaben, die erledigt werden müssen. Die Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 ist ein ganz wichtiges Thema. Darum wird es gehen und nicht darum, was welche Partei zu welchen inhaltlichen Themen sagt. Wir haben als Kirche einen anderen Blickwinkel auf das, was politisch entschieden werden muss. Und diese unsere Positionen in die Diskussion einzubringen, ist auch Aufgabe der Präses.
Sie waren Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Bundesbauministerin - sehen Sie sich noch als Politikerin?
Schwaetzer: Ich bin noch Mitglied meiner Partei. Ich bin keine Berufspolitikerin mehr, das unterscheidet mich von Katrin Göring-Eckardt. Jürgen Schmude hat, als er zum Präses gewählt worden ist, sein Amt als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion niedergelegt und war nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter. Das ist für mich eine vorbildliche Haltung.
"Ich habe immer einen großen Anteil an religionsaffinen Menschen und an Kirchenmitgliedern in der FDP erlebt"
Ihre Partei galt in den vergangenen Jahren als kirchenkritisch - wie würden Sie heute das Verhältnis von FDP und Kirche bezeichnen?
Schwaetzer: Ich habe mit dieser Einstufung nie etwas anfangen können. Ich habe immer einen großen Anteil an religionsaffinen Menschen und an Kirchenmitgliedern in der FDP erlebt. Die Frage des Kirchensteuereinzugs durch den Staat, der vor einiger Zeit auch von meiner Partei diskutiert worden ist, ist für uns komplett erledigt. An der jetzigen Regelung will niemand etwas ändern.
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Vor der Tagung der EKD-Synode wurde die Frage der Ablösung von finanziellen Staatsleistungen diskutiert. Was ist Ihre Position?
Schwaetzer: Da liegt der Ball eindeutig im Spielfeld der Bundesregierung und der Landesregierungen. Das ist ein Auftrag, der im Grundgesetz formuliert ist. Wenn die derzeit Agierenden der Meinung sind, dass man das aufgreifen muss, gehe ich davon aus, dass die Kirche zu Gesprächen bereit steht. Das ist die Aussage des Ratsvorsitzenden, und die teile ich. Solange vom Staat keine Initiative kommt, wüssten wir aber nicht, was wir dazu beitragen können.