Beraterin warnt vor einer pauschalen Verurteilung der Prostitution

Beraterin warnt vor einer pauschalen Verurteilung der Prostitution
Die Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen "Phoenix" kritisiert die von Prominenten unterstützte Kampagne "Appell gegen Prostitution" von Alice Schwarzer.
11.11.2013
epd
Karen Miether

"Es ist absolut anmaßend zu sagen, 90 Prozent der Prostituierten arbeiteten nicht freiwillig", sagte Dorothee Türnau von Phoenix dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. Es gebe oft eine missliche Vermischung von freiwilliger Prostitution und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung.

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"Es hat auch nichts mit Feminismus zu tun, den Frauen, die sich für die Prostitution entscheiden, das Urteilsvermögen abzusprechen", sagte Türnau. Der Verein Phoenix akzeptiere ausdrücklich die persönliche Entscheidung, als Prostituierte zu arbeiten.

Auf Bundesebene verhandeln SPD und CDU derzeit über Änderungen am liberalen Prostitutionsgesetz von 2002. Kritiker beklagen, es habe zu einer Zunahme von Zwangsprostitution geführt. Prostitution gilt in Deutschland nicht mehr als sittenwidrig und ist als Erwerbsarbeit anerkannt. Daran sollte nach Ansicht Türnaus auch festgehalten werden. "Sonst wird die Intention des Gesetzes, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, zunichte gemacht."

Mehr Prävention statt Verbote

Auch mit Blick auf die sogenannten "Love Mobile" warb Türnau für eine differenzierte Betrachtung. Teile der CDU wollen gegen käuflichen Sex in Wohnmobilen mit Sperrgebietsverordnungen vorgehen. Sie argumentieren mit der Sicherheit der Prostituierten, denn sie stünden mit ihren Wohnmobilen meist allein an abgelegenen Orten und könnten Opfer von Gewalt werden.

Den kriminellen Begleitumständen der Prostitution wie dem Menschenhandel könne man mit Prävention und Aufklärung besser begegnen als mit Repressalien, betonte Türnau. Sie begrüßte, dass nach ersten Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen ausländische Zwangsprostituierte ein Aufenthaltsrecht in Deutschland erhalten sollen, unabhängig davon, ob sie vor Gericht aussagen.