Aufruf zur Anerkennung noch offener Ansprüche von NS-Opfern

Aufruf zur Anerkennung noch offener Ansprüche von NS-Opfern
Zahlreiche jüdische Organisationen sowie der Zentralrat der Sinti und Roma fordern von der deutschen Politik die umgehende Anerkennung noch offener Ansprüche von Opfern des Nationalsozialismus.

Die Bundesrepublik Deutschland habe lange genug auf Zeit gespielt, heißt es in einem in der "Berliner Zeitung" (Freitagsausgabe) veröffentlichten Aufruf.

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"Wir appellieren deshalb an den 18. Deutschen Bundestag, unabhängig von Koalitionen und Parteibüchern, die letzte Chance zu nutzen. Wer vor 68 Jahren befreit wurde und noch am Leben ist, hat die Blütezeit seines Lebens hinter sich. Statt bewegender Reden fordern wir Taten", heißt es in dem Aufruf. Als Beispiel für noch nicht anerkannte Opfergruppen werden ehemalige sowjetische Kriegsgefangene und die Überlebenden der "Euthanasie"-Programme genannt.

Unterzeichner des Aufrufs sind unter anderem die Direktorin des American Jewish Committee Berlin, Deidre Berger, die Vorsitzende der Union Progressiver Juden in Deutschland, Sonja Guentner, Rabbiner Walter Homolka vom Potsdamer Abraham Geiger Kolleg, die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, der Vorsitzende des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose und die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU).

Die Politik dürfe nicht vormittags an das tausendfache Leid und Tod von Sinti und Roma im Nationalsozialismus erinnern und nachmittags lebende Roma als Gefahr für die Sozialsysteme stigmatisieren, heißt es in der Erklärung weiter.  "Die NSU-Mordserie und tagtägliche Gewalt in Wort und Tat gegen Juden, Muslime, Homosexuelle, Migranten und Flüchtlinge mahnen: Dieser Staat muss mehr tun, um seiner Verantwortung gerecht zu werden." Hintergrund des Aufrufs ist der 75. Jahrestag der NS-Pogrome vom 9. November 1938.