Bedford-Strohm: Klimaschutz und globale Gerechtigkeit gehören zusammen

Foto: epd/Norbert Probst
Jahr für Jahr pustet die Menschheit mehr Kohlendioxid in die Luft.
Bedford-Strohm: Klimaschutz und globale Gerechtigkeit gehören zusammen
Klimaschutz und globale Gerechtigkeit sind nach Ansicht des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm nicht zu trennen.
07.11.2013
epd
Stephan Cézanne

"Die reichen Industriestaaten müssen ihren Lebensstil radikal ändern und die natürlichen Ressourcen mit den sich entwickelnden Ländern teilen", sagte der evangelische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der 10. Vollversammlung des Weltkirchenrates in Busan, Südkorea. Niemand könne den armen Ländern das Recht auf einen gleichen Anteil an diesen natürlichen Ressourcen bestreiten, betonte er vor Beginn des Warschauer UN-Klimagipfels.

###mehr-links###

Bedford-Strohm ging zugleich auf mögliche Verlustängste in den Industriestaaten ein. Ein anderer umweltschonenderer Lebensstil müsse nicht Opfer und Verzicht bedeuten. Ein "gutes, ein glückliches Leben ist damit möglich", zeigte er sich überzeugt. Das Thema Klimagerechtigkeit spielte auf der an diesem Freitag zu Ende gehenden Tagung des Weltkirchenrates eine wichtige Rolle. Viele Delegierte aus den rund 350 Mitgliedskirchen, vor allem aus der Pazifik-Region, fürchten um den Verlust ihres Lebensraums durch den Anstieg des Meeresspiegels. In einer ÖRK-Erklärung wird die Staatengemeinschaft aufgefordert, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen.

Bedford-Strohm: Kirchen müssen sich einmischen

Der Sozialethiker Bedford-Strohm erinnerte an das extreme Ungleichgewicht im Ressourcenverbrauch. Die Kluft zwischen der Kohlenstoffdioxid-Emission pro Kopf und Jahr in den USA von etwa 18 Tonnen und der von Tansania von 0,2 Tonnen bringe "auf Dauer natürlich Riesenprobleme, die wir jetzt nur vorausschauend ahnen können". Es sei im Westen immer erhofft und gewünscht gewesen, dass sich die armen Länder entwickeln. Jetzt werden sie natürlich auch "einen größeren Anteil an den Ressourcen brauchen". Bedford-Strohm: "Das ist glasklar!"

###mehr-artikel###

Die Kirchen spielten bei den jetzt notwendigen Veränderungen eine wichtige Rolle, "sie müssen sich da einmischen", fügte Bedford-Strohm hinzu. Die Religion könne hier eine Grundorientierung im Leben bieten und die "Herzen der Menschen" erreichen, um den Menschen die Angst vor der Zukunft zu nehmen. Wenn es um Fragen des Lebensstils und der Lebenshaltung geht, könnten die christlichen Kirchen diesen wichtigen spirituellen Aspekt einbringen.

In Warschau kommen vom 11. bis 22. November Tausende Delegierte zum UN-Klimagipfel zusammen. Die Vertreter von mehr als 190 Staaten wollen die Verhandlungen über einen neuen Klimavertrag voranbringen, der 2015 besiegelt und 2020 in Kraft treten soll. Erwartet werden erneut zähe Beratungen und erbitterte Interessenkämpfe. Der Bischof und Theologieprofessor Bedford-Strohm wurde von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als stimmberechtigter Delegierter zur ÖRK-Vollversammlung gesandt.