Die globalen Missstände von heute seien historisch einmalig und "suchten ihresgleichen", sagte die US-amerikanische baptistische Pfarrerin und TV-Journalistin Angelique Walker-Smith (Indianapolis) am Mittwoch auf der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) im südkoreanischen Busan.
"Die vorherrschende globalisierte Kultur scheint soziale, wirtschaftliche und ökologische Ungerechtigkeit hinzunehmen und zu legitimisieren", hieß es auf einem Forum zum Thema Gerechtigkeit: Die Missachtung von Menschenrechten und die Ausgrenzung der Ärmsten scheine sogar als "unvermeidbare Begleiterscheinung in einer Welt gesehen zu werden, die geprägt ist von Machtdenken, dem Streben nach Wachstum und Habgier".
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Zu einer stärkeren Kontrolle der globalen Finanzmärkte rief Martin Khor (Malaysia) von der Entwicklungsorganisation "South Centre" auf. Der Finanzmarkt sei "korrupt" und zu "einem Monster geworden". Zudem müssten die reichen Länder ihren Lebensstil verändern, erklärte der Kapitalismuskritiker. Den Pharmakonzernen warf er vor, mit ihrer Preispolitik vielen Kranken in armen Ländern den Zugang zu wichtigen Medikamenten zu versperren.
Die Armen bräuchten kein Mitgefühl, unterstrich Khor. Vielmehr müssten "die ungerechten Strukturen umgewandelt werden". Das "South Centre" mit Sitz in Genf wurde 1995 gegründet. Es bietet Entwicklungsländern eine Plattform für ihre gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Interessen.
Julia Duchrow vom evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt" forderte die globalen Konzerne zur Achtung von Menschenrechtsstandards auf. Auf der bis 8. November dauernden Vollversammlung debattieren 3.000 Teilnehmer über Ökumene, Armut, Klimawandel und Frieden. Der Weltkirchenrat repräsentiert mehr als 500 Millionen Christen aus rund 350 Kirchen. Die römisch-katholische Kirche gehört dem Rat nicht an.