Metropolit Hilarion: Deutsche Medien zu einseitig über Russland

Metropolit Hilarion: Deutsche Medien zu einseitig über Russland
Ausgewogenere Berichte über Russland wünscht sich der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion. Die Berichte über sein Land stützten sich vor allem auf Berichte aus den USA. In der Ökumene stehe noch ein Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. an, ein Thema oder einen Termin gibt es aber noch nicht.
03.11.2013
epd
Stephan Cezanne

Der "Außenminister" der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, beklagt eine zu einseitige Sicht der deutschen Medien auf sein Land und seine Kirche. "Ich wünsche mir eine sorgfältigere und ausgewogenere Berichterstattung in den westlichen Massenmedien", sagte der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der 10. Vollversammlung des Weltkirchenrates im südkoreanischen Busan. Als Beispiel nannte er die Berichte über den Auftritt der Frauen-Punkband "Pussy Riot" in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale Anfang 2012.

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Die westlichen Medienberichte über Russland oder die Russische Orthodoxe Kirche stützten sich zum Teil auf den jährlichen Jahresreport des US-Außenministeriums über die weltweite Lage der Religionsfreiheit, fügte Hilarion hinzu. Dieser sei oft nicht objektiv. Hilarion: "Diese einseitige Präsentation finden wir auch in der deutschen Presse." Journalisten sollten ihre Quellen in Russland selbst suchen, betonte der 47-jährige Theologe. Von einem "kalten Krieg" der Medien zwischen Deutschland und Russland wolle er jedoch nicht sprechen.

Zum Thema Ökumene sagte Metropolit Hilarion, die Beziehungen zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche entwickelten sich weiterhin gut. Dazu habe besonders Papst Benedikt XVI. in seinem Pontifikat beigetragen. Er hoffe, dass sich dieser insgesamt gute Dialog zwischen Moskau und Rom unter Papst Franziskus fortsetzen wird. Zuvor hatte Hilarion in seiner Rede vor der ÖRK-Vollversammlung an die anhaltenden Spannungen zwischen den Orthodoxen und den protestantischen Kirchen Westeuropas erinnert. Hintergrund ist der liberale Umgang der meisten evangelischen Kirchen mit der Homosexualität.

Franziskus und Kyrill I. wollen sich irgendwann treffen

Zu einem seit langem mit Spannung erwarteten Treffen zwischen dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und dem neuen Papst Franziskus sagte Hilarion: "Jeden Tag nähern wir uns an ein solches Treffen an, wir wollen aber jetzt noch nicht von einem Ort oder einem Datum sprechen." Sobald sich beide Seiten über die Inhalte eines solchen Zusammentreffens einig seien sowie über mögliche Resultate, "werden wir über einen Ort und ein Datum nachdenken".

Bislang hatte die russische Seite zurückhaltend auf ein solches Treffen reagiert. Am Anfang der 1990er Jahre hatten sich die Beziehungen zwischen Moskau und Rom verschlechtert. Zu den Hauptstreitpunkten gehört die Übernahme von orthodoxen Kirchen durch griechisch-römische Gemeinden in der Ukraine. Es gibt zudem grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten bei der Definition der Missionarsarbeit.

An der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Südkorea nehmen mehr als 3.000 Teilnehmer aus 350 Kirchen teil. Die Tagung dauert noch bis 8. November.