Mit Spitzendeckchen ins World Wide Web

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Mit Spitzendeckchen ins World Wide Web
Alte Menschen haben oft eine Scheu davor, das Internet zu nutzen. Dabei kann es gerade ihnen das Leben sehr erleichtern. Mit einer "Internetwoche" speziell für Ältere will die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen Mut machen und die Rentner für das World Wide Web begeistern.
08.12.2013
epd
Claudia Rometsch

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Ria Schmidt (Name geändert) stellt ihren Laptop auf das Spitzendeckchen auf ihrem Wohnzimmertisch und tippt los. Doch da tritt schon das erste Problem auf: "Warum ist die Schrift jetzt so groß?", wundert sich die 80-Jährige. Mit ein paar Klicks kann Egon Kolk weiterhelfen. Er ist ehrenamtlicher Computer-Trainer beim Senioren-Internetcafé der Diakonie in Leverkusen. Bei älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, macht er auch schon mal Hausbesuche. "Denn gerade für die ist das Internet doch besonders wichtig."

Weil trotz der großen Vorteile aber immer noch viele Senioren nicht im Netz sind, beteiligt sich Kolk mit einem Workshop an der Internetwoche der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO). Dabei bieten noch bis 4. November die in Bonn ansässige BAGSO und ihre Mitgliedorganisationen unter dem Motto "Die Älteren erobern das Netz!" bundesweit Veranstaltungen zum Internet an.

"Die Nutzung des Internets durch Senioren nimmt zwar zu, aber es sind immer noch viele ausgeschlossen", begründet Barbara Keck, Geschäftsführerin der BAGSO Service GmbH, die Initiative. Rund 40 Prozent der über 60-Jährigen und 74 Prozent der über 70-Jährigen hätten keinen Zugang zum World Wide Web. Viele kämen gar nicht mit dem Internet in Berührung und wüssten nicht, wo die Chancen liegen, sagt Keck.

Internet ist auf dem Land unentbehrlich

Luitgard Herrmann vom Deutschen Evangelischen Frauenbund in Bayern organisiert regelmäßig Computerseminare für ältere Frauen. Gerade für ältere Menschen auf dem Land werde das Internet nahezu unentbehrlich. Schon der Kauf einer Bahnfahrkarte sei ohne Internet in ländlichen Regionen schwierig, weil es dort gar keine Bahnhofsschalter mehr gebe, sagt Herrmann.

###mehr-links### Keck nennt als Vorteil für Menschen, die nicht mehr rüstig oder krank seien, dass sie beispielsweise Bankgeschäfte und Einkäufe online bequem von zu Hause erledigen könnten Auch medizinische Informationen seien leichter zugänglich. Ohne das Haus verlassen zu müssen, können Patienten sich etwa bei der Unabhängigen Patientenberatung über das Internet Rat holen. Sie könnten online nach spezialisierten Ärzten und Krankenhäusern suchen oder sich über Pflegeheime informieren.

Gerade für Menschen mit Behinderungen habe das Internet einen Riesen-Fortschritt gebracht, sagt auch Regina Oschmann vom Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten, der sich ebenfalls an der Internetwoche beteiligt. Sehbehinderte könnten sich dank technischer Einrichtungen wie Screenreader Internetseiten und E-Mails elektronisch vorlesen lassen oder sie mit Hilfe von Schriftvergrößerungssystemen noch selbst lesen.

Fotos von Enkeln online sehen

Nicht zuletzt sei auch die Möglichkeit, Kontakte über das Internet zu pflegen, gerade für ältere Menschen ein großer Gewinn, sagt Keck. So sei es viel leichter geworden, zum Beispiel den Kontakt zu entfernt wohnenden Kindern zu halten. "Dank Internet konnte ich das erste Foto der Enkelkinder aus New York sofort sehen", schreibt etwa eine Internet-Nutzerin als Reaktion auf den Aufruf der BAGSO, die Chancen des Internets zu beschreiben.

Inzwischen sei es auch gar nicht mehr ungewöhnlich, dass Senioren online neue Bekanntschaften schließen, etwa über Internetforen zu gemeinsamen Hobbies, sagt Keck. Mittlerweile gebe es soziale Netzwerke, die speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtet seien, etwa Feierabend.de oder Seniorbook.de. Auch Wer-kennt-wen.de werde gerne von Senioren genutzt, sagt Keck. Das vor einem Jahr gestartete Netzwerk Seniorbook.de etwa hat nach eigenen Angaben sogar schon die ersten Ehen gestiftet.