P.E.N.-Präsident: Aufbruchsstimmung bei Autoren in Birma

P.E.N.-Präsident: Aufbruchsstimmung bei Autoren in Birma
Die demokratischen Reformen in Birma haben nach Einschätzung des Schriftstellerverbandes P.E.N. die Meinungsfreiheit vorangebracht.
10.10.2013
epd
Dominik Speck

"Nach 49 Jahren Militärdiktatur herrscht jetzt Aufbruchsstimmung bei Journalisten und Schriftstellern", sagte der P.E.N.-Präsident und kanadische Autor John Ralston Saul dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rand der Frankfurter Buchmesse.

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Dennoch sei die Lage im Land weiter instabil und angespannt. "Wir wissen nicht, wie die Situation sich weiterentwickelt. Die Aufbruchsstimmung kann quasi über Nacht wieder kippen", sagte Ralston Saul, der Birma mehrfach besucht hat. "Die Machthaber und Wirtschaftseliten im Land sind eng mit der ehemaligen Junta verbunden."

In Birma, das offiziell Myanmar heißt, regiert seit März 2011 der frühere General Thein Sein als gewählter Präsident. Zuvor hatte eine Militärjunta über Jahrzehnte hinweg kritische Schriftsteller und Journalisten verfolgt. Alle Bücher und Zeitungen wurden zensiert. Die Vorzensur wurde im August 2012 abgeschafft, seit März 2013 sind private Tageszeitungen zugelassen.

Der Schriftstellerverband P.E.N. setzt sich weltweit für die Meinungsfreiheit und die Freilassung inhaftierter Publizisten ein. Im September hat die Organisation ein nationales Zentrum in Birma eröffnet. In den vergangenen Monaten wurden politische Gefangene in dem südostasiatischen Land freigelassen, darunter auch Journalisten und Autoren. Neue Verhaftungen wegen sogenannter Pressedelikte habe es in jüngster Zeit nicht gegeben, sagte Ralston Saul.

Publizisten, die zum Teil Jahrzehnte im Gefängnis gesessen haben, beteiligten sich jetzt beim Wiederaufbau der Literatur- und Presselandschaft. Dieses Engagement erfordere jedoch großen Mut: "Noch existieren die Gesetze, die die Meinungsfreiheit einschränken", sagte Ralston Saul. Publikationen würden nach ihrer Veröffentlichung noch immer von der Zensurbehörde geprüft. Doch man hoffe auf eine Änderung der Gesetze.

"Birma war vor der Militärdiktatur ein Land mit einer sehr reichen kulturellen Tradition. Die Junta hat all das zunichtegemacht", betonte Ralston Saul. Für den Westen gelte es jetzt, die Autoren in Birma zu unterstützen und beim Wiederaufbau nicht alleine zu lassen.