Wirtschaftswissenschaftler: Trend zum Teilen Herausforderung für Unternehmen

Wirtschaftswissenschaftler: Trend zum Teilen Herausforderung für Unternehmen
Die beliebten Teil-Plattformen im Internet stellen Unternehmen nach Ansicht des Wirtschaftswissenschaftlers Thorsten Hennig-Thurau vor neue Herausforderungen.
08.10.2013
epd
Jasmin Maxwell

"Gerade junge Leute sind heute weniger auf Besitz und Eigentum fokussiert", sagte der Marketingprofessor an der Universität Münster dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ob Küchenwaage oder Superman-Kostüm: Auf Leih- und Teilplattformen wie "Whyownit", "Leihdirwas" oder "frents" kann man alles Mögliche von anderen Nutzern ausleihen. Wer im Urlaub nicht ins Hotel möchte, kann über "Couchsurfing" oder "Airbnb" Menschen suchen, die ihre Wohnung mit Gästen teilen. Abgelegte Kleidung kann man bei "Kleiderkreisel" und übrig gebliebene Lebensmittel bei "Foodsharing" tauschen.

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Viele Unternehmen haben diesen Trend laut Hennig-Thurau erkannt und investieren in solche Plattformen. So hat sich etwa Daimler 2012 am Internetportal "Mitfahrgelegenheit" beteiligt, VW hat in Hannover seine eigene Carsharing-Kette "Quicar" gestartet und der Axel-Springer-Verlag erwarb Anteile an der Privatzimmer-Vermittlung "Airbnb".

"Die kommerziellen Angebote sind mittlerweile die Platzhirsche", sagte Hennig-Thurau, der unter anderem über Digitalisierung und Soziale Medien forscht. "Die Idealisten haben Platz gemacht, ob sie das wollten oder nicht." Manche der ursprünglich ökologisch motivierten Teil-Plattformen hätten mit der rasanten Entwicklung nicht mithalten können.

"Teilen ist jetzt massentauglich"

Ohnehin sieht Hennig-Thurau hinter dem Trend zum Teilen kein gestiegenes ökologisches Bewusstsein. "Das ist ein Siegeszug des Pragmatismus", sagte der Wirtschaftswissenschaftler. "Teilen ist jetzt massentauglich", bilanziert er. Dass man Ressourcen spare, wenn man teile anstatt zu kaufen, sei für die meisten Nutzer eher ein angenehmer Nebeneffekt. Wichtiger sei für viele, dass sie durch Teilen Geld sparen und dass der Aufwand gering sei. So können Nutzer mittlerweile von unterwegs aus auf ihrem Handy nachschauen, ob in der Nähe ein Carsharing-Auto steht.

Hennig-Thurau glaubt, dass die Teil-Plattformen noch weiter wachsen werden. "Je mehr Leute sich beteiligen, desto attraktiver wird das ganze System." Carsharing-Angebote etwa würden für mehr Leute interessanter, wenn mehr Autos zur Verfügung stünden. "Die Netzwerk-Effekte führen dazu, dass die Nachfrage erheblich zunehmen wird", sagt Hennig-Thurau. Unternehmen sollten ihre Geschäftsmodelle schnell der neuen Realität anpassen, um nicht Kunden zu verlieren.