Gleichzeitig fänden in islamischen Ländern längst "reale Prozesse der Säkularisierung" statt. Zwar seien sich Muslime in Saudi-Arabien, Ägypten oder den Golfstaaten weitgehend einig, dass der Islam im öffentlichen Raum Regeln setzen solle und alle Muslime ihre Religionszugehörigkeit durch eine entsprechende Lebensführung öffentlich sichtbar machen sollten.
"Doch wenn islamistische Kreise auch das Privatleben regulieren wollen, erregen sie den Unwillen selbst frommer, praktizierender Muslime", sagte die Islamwissenschaftlerin von der Freien Universität Berlin. Diese verurteilten zwar Alkohol, Homoerotik und Prostitution, wollten aber nicht ständig von Sittenwächtern zur Ordnung gerufen werden.
###mehr-artikel###Die Grenze zwischen privat und öffentlich verschiebe sich durch die Internetnutzung. "Soziale Netzwerke eröffnen Muslimen im Schutz der Cyber-Anonymität Räume für Inhalte, die im öffentlichen Diskurs nicht geduldet werden", sagte Krämer.
Zugleich bleibe gegenüber Behörden und Nachbarn der Schein gewahrt. Vor allem für die Frauen in arabischen Ländern hätten sich hier neue Möglichkeiten zur Außenwelt eröffnet.
Beim Deutschen Orientalistentag in Münster präsentieren bis Freitag präsentieren rund 1.300 Orientforscher aus aller Welt neueste Forschungsergebnisse zu Politik und Kulturen in Asien, Afrika und der arabischen Welt.