Wie pakistanische Medien am Dienstag berichteten, beschuldigen Angehörige der mindestens 83 Toten und 150 Verletzten die Provinzregierung in Peshawar, zu wenig für die Sicherheit der christlichen Minderheit zu tun. Die Behörden hätten Warnungen der Nachrichtendienste über einen bevorstehenden Anschlag auf die Kirche ignoriert. Die Polizei nahm sechs Verdächtige in Haft.
###mehr-artikel### Auch der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, forderte die pakistanische Regierung auf, alles für den Schutz der Christen und anderer religiöser Minderheiten zu tun. Kritik entzündete sich in Pakistan auch an dem Politiker Imran Khan, der sich für Verhandlungen mit den Taliban aussprach. Es war eine Untergruppe der radikal-islamischen Taliban, die sich zu dem Selbstmordanschlag auf die mit 700 Menschen voll besetzte All-Saints-Memorial-Kirche am Sonntag bekannte. Es ist der bislang schlimmste Angriff auf die christliche Minderheit in der Geschichte Pakistans, das 1947 seine Unabhängigkeit erlangt hatte.
Das 120 Jahre alte ehemals anglikanische Gotteshaus der ökumenischen Kirche öffnete am Dienstag erstmals wieder seine Türen. Pfarrer Zia Pervez, der den Sonntagsgottesdienst geleitet hatte, überlebte, weil er zum Zeitpunkt der Detonation der beiden Bomben das Kirchenschiff bereits verlassen hatte. Wann der nächste Gottesdienst gefeiert wird, steht noch nicht fest. Die Menschen hätten große Angst vor weiteren Anschlägen, sagte der Geistliche: "Niemand weiß, wie lange uns diese Furcht begleiten wird."
Für Empörung sorgte auch ein Übergriff in einer vorwiegend christlichen Siedlung in der Hauptstadt Islamabad. Eine Gruppe von Demonstranten wurde dort von Unbekannten zusammengeschlagen, wie die Zeitung "Express Tribune" berichtete. Ein Pastor der Unitarier-Kirche soll seitdem verschwunden sein. Bewohner hatten zwei Tage lang eine Hauptverkehrsstraße blockiert. Im islamisch dominierten Pakistan sind zwei Prozent der rund 180 Millionen Einwohner Christen, die seit einigen Jahren vermehrt zum Ziel von Anschlägen wurden. Auch die Attentate auf Schiiten nahmen zu.