Gemeinsam mit Angehörigen christlicher ägyptischer und syrischer Gemeinden in Deutschland haben die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und das Bistum Limburg am Montag zu einem ökumenischen Friedensgebet in die Frankfurter Katharinenkirche eingeladen. Unter dem Thema "Aus tiefster Not schreie ich zu dir" haben sie auf die verzweifelte Lage der Menschen in Syrien und die brisante Situation der Christen in Ägypten hingewiesen.
###mehr-artikel### "Betet für Gewaltfreiheit in Syrien", bittet der syrische Pfarrer Habib Badr in einem Brief, der im Gottesdienst vorgelesen wird. Waffenlieferungen nach Syrien müsse eine klare Absage erteilt werden, denn sie verschärften die Lage in Syrien weiterhin.
"Große Hoffnungen wurden auf den Arabischen Frühling gesetzt", leitet EKHN-Präsident Volker Jung das Friedensgebet ein. "Doch diese Hoffnungen haben sich in Hass und Gewalt gekehrt – Was nun?" In Liedern wie "Wenn wir in höchsten Nöten sein" und "Gib Frieden, Herr, gib Frieden" bringen sie die Sorge um die Menschen in den Ländern des Nahen Ostens und das Verlangen nach Frieden zum Ausdruck. Das wiederkehrende Motiv des Gottesdienstes ist die Bitte um Gottes Erbarmen: "Kyrie eleison!"
"Deutschland muss mehr Flüchtlinge aufnehmen"
"Wir haben uns hier versammelt, weil wir glauben, dass Gott Veränderung schenken kann", erklärt Jung. Außerdem sei das Friedensgebet ein Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen aus Syrien und Ägypten. Soll Deutschland mehr Flüchtlinge aufnehmen? In dieser Frage sieht Volker Jung die Bundesregierung und die Länderregierungen in der Pflicht, sich stärker zu positionieren. Es sei gut, dass man bereit sei, 5.000 syrischen Flüchtlingen Asyl zu gewähren. Angesichts der um ein Vielfaches größeren Zahl an Flüchtlingen sei dies aber noch nicht genug. Die Unterbringung in Flüchtlingsheimen könne außerdem nur ein vorübergehender Schritt sein. "Auf längere Frist müssen wir die Flüchtlinge integrieren", mahnte Jung an.
Ekram Lamie, Kirchenpräsident der Koptischen Evangelischen Kirche von Ägypten, stellt die weiterhin bedrohliche Situation für die Christen in seinem Heimatland dar: "Es werden nicht nur Kirchen in Brand gesetzt, sondern auch Wohnhäuser und Geschäfte von Christen." Einen solchen Terror gegen Christen habe er in Ägypten noch nicht erlebt. Nach der Absetzung Mursis brauche Ägypten nun eine starke Verfassung, die die Werte der Demokratie achte.
###mehr-links### Nach den Fürbitten hat jeder Besucher die Möglichkeit, symbolisch ein Teelicht anzünden und auf den Altar stellen. Dafür stehen die Menschen Schlange. "Wenn man die Nachrichten über Syrien und Ägypten verfolgt, fühlt man sich so ohnmächtig. Ich bin heute Abend hier, um wenigstens etwas zu tun", sagt Besucherin Yvonne Weichert. "Und ich hoffe, dass das Gebet Auswirkungen haben wird."