Die Marktkirche im Harz zählt neben Fachwerkkirchen oder sogenannten Notkirchen, die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden, zu den wenigen erhaltenen Holzkirchen in Deutschland. Der Bau, der lange Zeit als "größte Holzbude Deutschlands" verkannt wurde, gilt mittlerweile als europaweites Vorbild seiner Zeit, sagt Restaurationsleiter Bernhard Gisevius. Seit 2005 ist die Kirche ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung.
###mehr-links### Die Clausthaler Bergleute, durch den Abbau von Silber reich geworden, errichteten sich mit der Marktkirche im 17. Jahrhundert einen Prestigebau, erläutert Gisevius. Wie aus Stein sollte die Architektur majestätisch auf dem weiten Marktplatz wirken. Da geeignete Steine für den Bau in der Region nicht vorhanden waren, nahmen die Bürger Holz. Doch die Kirche erhielt nach ihren Anfangsjahren in blauer Farbe einen steingrauen Anstrich, der über Jahrhunderte immer wieder erneuert wurde.
Seit der Sanierung erstrahlt sie erneut in kräftigem Blau. "Das hat zunächst viele Anwohner irritiert", erzählt Gisevius. Damit ähnele die Kirche wieder dem ursprünglichen Anstrich zur Zeit der Erbauung vor fast 400 Jahren.
"Ein Wunderwerk technischer Holzkonstruktion"
Ganze Wälder seien für den Kirchenbau, der im Jahr 1642 geweiht wurde, abgeholzt worden, erzählt Gisevius. Allein der Turm ist aus 56 Tonnen Holz gebaut. Wie aus Stein wirken auch die glänzenden Säulen und Figuren am Altar, der bis zur Orgelempore reicht. Doch auch sie sind aus Holz, zunächst aufwendig geschnitzt und später bemalt. "Dies ist Kunst auf oberstem europäischem Rang und ein Wunderwerk technischer Holzkonstruktion", erzählt der Restaurationsleiter stolz.
###mehr-artikel### Als kleiner Junge trat Gisevius das erste Mal an Weihnachten 1945 in die mit rund 2.000 Menschen gefüllte Kirche. "Das war überwältigend." Seit einigen Jahren engagiert sich der heute 72-Jährige gemeinsam mit dem Kirchenvorstand ehrenamtlich für den Erhalt des Gebäudes. Schon vor ihm haben sich die Bewohner Clausthals immer wieder für ihre Kirche eingesetzt. "Menschen haben während Brandkatastrophen ihre Häuser abbrennen lassen, um die Kirche zu retten."
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister betont die "überragende Bedeutung", die die Kirche im Stadtteil Clausthal immer hatte: "Das Anläuten war über Jahrhunderte unverzichtbarer Pulsgeber für die Abläufe im Bergbau, und der Kirchenraum wurde für viele Generationen zur gottesdienstlichen Heimat."
Und die Anwohner hätten sich auch mittlerweile mit der neuen Farbe angefreundet, sagt Gisevius. "Auf einem silbergrauen Platz geht eine graue Kirche einfach nicht." Schließlich gilt Blau auch als Symbolfarbe des Heiligen Geistes, dessen Name die Kirche trägt.