Syrien hat der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) eine erste Auflistung seines Chemiewaffen-Arsenals vorgelegt. Das teilte die Organisation am Freitag in Den Haag mit. Syrien hatte laut der vor knapp einer Woche erzielten Vereinbarung zwischen den USA und Russland bis zum Samstag Zeit, die Chemiewaffen-Bestände offenzulegen. Angesichts des Leidens in Syrien werden unterdessen die Rufe nach einer Waffenruhe immer lauter. Auch der stellvertretende Ministerpräsident Kadri Dschamil erklärte, ein Waffenstillstand müsse Vorrang haben.
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Seine Partei wies am Freitag allerdings einen Bericht der britischen Zeitung "The Guardian" zurück, wonach Dschamil weiter angekündigt hat, die Regierung in Damaskus werde mit dem Vorschlag einer Waffenruhe zur geplanten Friedenskonferenz nach Genf reisen. Dschamils Partei des Volkswillens schrieb an den "Guardian", der Politiker habe in dem Interview lediglich erklärt, Prioritäten seien ein "Ende äußerer Intervention, eine Waffenruhe und der Beginn eines friedlichen politischen Prozesses". Zudem habe er sich als Repräsentant seiner Partei, nicht als Regierungsvertreter geäußert.
Der "Guardian" wies diese Darstellung zurück. Die Zeitung hatte unter Berufung auf Dschamils Worte berichtet, die Regierung in Damaskus werde auf der Konferenz in Genf, um die die USA und Russland seit Monaten ringen, einen Waffenstillstand vorschlagen.
Mehr als 100.000 Menschen sind dem Bürgerkrieg zum Opfer gefallen
Zur militärischen Situation sagte Dschamil in dem Interview: "Weder die bewaffnete Opposition noch das Regime kann die andere Seite besiegen." Es zeichne sich kein Ende dieses Patts ab. Dem seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg fielen nach UN-Angaben bereits mehr als 100.000 Menschen zum Opfer, Millionen Syrer sind auf der Flucht.
Die katastrophale Lage der syrischen Bevölkerung wird sich nach Angaben der Welthungerhilfe mit dem einsetzenden Winter noch einmal extrem verschärfen. Vor allem in den bergigen Regionen seien die fallenden Temperaturen bedrohlich für die unzähligen Menschen, die Häuser, Hab und Gut verloren hätten, sagte Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann dem epd. "Insgesamt sind 6,8 Millionen Menschen in Syrien dringend auf Hilfe angewiesen, darunter drei Millionen Kinder."
Die Flüchtlingslager in den Nachbarländern sind überfüllt
Etwa zwei Millionen Syrer flüchteten in die Nachbarländer. Allein Jordanien hat offiziellen Schätzungen zufolge schon etwa 530.000 Syrer aufgenommen und stößt damit an seine Grenzen: "Bald ist jeder 10. hier ein syrischer Flüchtling", erklärte das Johanniter-Länderbüro in Amman für die "Aktion Deutschland Hilft". "Die Kapazitäten der aufnehmenden Länder sind erschöpft."
Das größte Flüchtlingslager, Saatari im Norden Jordaniens, platze aus allen Nähten, sagte Pfarrer Samer Azar aus der jordanischen Hauptstadt dem epd. Es fehle an allem, an medizinischer Versorgung, Kleidung und Lebensmitteln. In einigen Gegenden konkurrierten syrische Flüchtlinge mit Jordaniern um lokale Ressourcen, erklärte der Pfarrer aus Amman, der evangelischen Partnergemeinde von Bad Wiessee in Oberbayern.
Von der irakischen Grenze meldete die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" am Freitag, sie habe dort die größte einzelne Fluchtbewegung seit Beginn des Krieges beobachtet. Seit Grenzöffnung vor einem Monat seien mehr als 50.000 syrische Flüchtlinge angekommen.