Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat sich besorgt über eine mögliche Herausbildung islamistischer Parallelgesellschaften geäußert. Das Ziel von Fundamentalisten sei eine muslimische Staatsform mit Anlehnung an die Scharia, sagte Meisner am Mittwochabend in Düsseldorf. "Das erschreckt mich." Eine Parallelgesellschaft dürfe sich nicht bilden, "da müssen wir aufpassen". Auch deshalb sei der christlich-islamische Dialog wichtig. Im Verhältnis von evangelischer und katholischer Kirche erhofft sich der Kölner Erzbischof mehr Selbstverständlichkeit.
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"Wir müssen weiterhin auf Muslime in Deutschland zugehen", sagte Meisner. Vor allem die demokratischen und gut integrierten Muslime müssten angesprochen werden. Sie dürften nicht für fundamentalistische Strömungen des Islam verantwortlich gemacht werden, betonte der 79-jährige Kardinal. An die islamischen Dachverbände in Deutschland appellierte er, sich in islamischen Ländern für Toleranz gegenüber christlichen Minderheiten stark zu machen. Muslime hätten in Deutschland alle Rechte und sollten sich dafür einsetzen, dass Christen in islamischen Ländern ähnlich behandelt werden.
"Die Ökumene muss etwas Normales werden"
Ein gemeinsames christlich-islamisches Gebet an Schulen lehnte Meisner erneut ab. "Kinder müssen in ihrem eigenen Glauben zuhause sein, sonst sind sie nicht dialogfähig", betonte der Kardinal, der seit 1989 an der Spitze des Kölner Erzbistums mit knapp 2,1 Millionen Katholiken steht. Am 25. Dezember wird er 80 Jahre alt. Dann will er als Kölner Erzbischof zurücktreten.
Zum Verhältnis der beiden großen Kirchen sagte Meisner: "Die Ökumene muss etwas Normales werden." "Gut und gerne" habe er in den vergangenen Jahren mit dem früheren Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, zusammengearbeitet. Die Tradition jährlicher ökumenischer Vespern zur Advents- und Fastenzeit wolle er auch mit dessen Amtsnachfolger Manfred Rekowski fortsetzen, mit dem er sich im Oktober treffen werde.
Meisner kritisiert EKD-Familienpapier
"Ein bisschen traurig" zeigte sich Meisner darüber, dass Schneider in seiner Funktion als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Hauptverantwortung für das auch in der evangelischen Kirche umstrittene EKD-Familienpapier trage. In einer ersten Reaktion hatte der Kardinal Ende Juni eine Rücknahme des EKD-Papiers gefordert, weil es "der Beliebigkeit und Relativierung von Ehe und Familie das Wort" rede. Die EKD-Orientierungshilfe fordert zur Stärkung aller Familienformen auf, einschließlich Patchworkfamilien und homosexueller Partnerschaften.