Der blutige Bürgerkrieg in Syrien treibt immer mehr Menschen in die Flucht. Weit mehr als sechs Millionen Männer, Frauen und Kinder seien inzwischen vor Gewalt und Hass geflohen, teilte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) am Dienstag in Genf mit. "Syrien ist die große Tragödie dieses Jahrhunderts geworden", sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte die EU-Staaten auf, mehr syrische Flüchtlinge aufzunehmen.
###mehr-artikel###Die Vereinten Nationen sprechen inzwischen von der weltweit größten Flüchtlingskatastrophe. Innerhalb Syriens seien 4,25 Millionen Menschen auf der Flucht vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Zwei Millionen Syrer hätten sich im Ausland in Sicherheit gebracht. Jeden Tag verließen rund 5.000 verzweifelte Menschen ihre syrische Heimat in Richtung Ausland. Innerhalb eines Jahres, seit Anfang September 2012, hätten fast 1,8 Millionen Syrer das Land verlassen. "Syrien blutet aus", warnte Gutterres. Ein Ende des Massenexodus' sei nicht in Sicht. Der einzige Trost sei die Humanität der Länder in der Region, sagte der Flüchtlingskommissar. Diese Staaten hätten 97 Prozent der Flüchtlinge aufgenommen.
Die EU-Kommission in Brüssel äußerte die Befürchtung, dass die Flüchtlingszahlen noch weiter steigen werden. "Die Zivilbevölkerung wird immer mehr zur Zielscheibe der Gewalt", unterstrich die EU-Nothilfekommissarin Kristalina Georgiewa. Sie verwies darauf, dass die Hälfte der aus Syrien geflohenen Menschen Kinder seien. Alle Parteien müssten das internationale humanitäre Recht respektieren und Zivilisten schützen.
Merkel mahnt politische Konfliktlösung an
Merkel sagte am Dienstag bei einer Debatte im Bundestag: "Deutschland hat als erster EU-Mitgliedsstaat 5.000 Flüchtlingen Aufnahme angeboten." Nun sollten auch andere EU-Länder diesem Beispiel folgen. Die Kanzlerin bekräftigte, dass sie sich für eine politische Lösung im syrischen Bürgerkrieg einsetze. Der G-20-Gipfel Ende dieser Woche im russischen St. Petersburg sei eine Gelegenheit für die Staaten, eine gemeinsame Haltung zu finden, sagte Merkel.
###mehr-galerien###Wann im Rahmen des humanitären Aufnahmeprogramms der Bundesregierung das erste Flugzeug mit syrischen Flüchtlingen in Deutschland eintrifft, war weiter unklar. Wie ein Vertreter der deutschen Botschaft in Beirut am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte, soll am 12. September eine erste Chartermaschine mit syrischen Flüchtlingen an Bord von der libanesischen Hauptstadt aus nach Deutschland starten. Das Bundesinnenministerium wollte den Termin auf epd-Anfrage jedoch nicht bestätigen. Im Rahmen des Aufnahmeprogramms soll 5.000 Frauen, Kindern und Männern die Möglichkeit gegeben werden, für zwei Jahre in Deutschland zu bleiben.
###mehr-links###In Bayern trafen bereits im Juli zehn von 750 Syrern ein, die ihre Reise selbst organisiert hatten, wie ein Sprecher des Innenministeriums am Dienstag in München sagte. Die Betroffenen seien jeweils bei Verwandten untergekommen. Bundesweit sind nach Ministeriumsangaben seit Beginn des Jahres 12.000 syrische Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Der Aufstand gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad begann im März 2011 und eskalierte in einen Bürgerkrieg mit mehr als 100.000 Toten.