Pädagogen kritisieren Bundeswehrwerbung an Schulen

Pädagogen kritisieren Bundeswehrwerbung an Schulen
Pädagogen haben sich gegen die zunehmende Präsenz der Bundeswehr an Schulen ausgesprochen.

"Durch die verstärkte Arbeit von Jugendoffizieren und Wehrdienstberatern wird das Militär zum selbstverständlichen Teil von Schule", sagte die Freiburger Erziehungswissenschaftlerin Lena Sachs am Montagabend in Hannover bei einer Veranstaltung der Lehrergewerkschaft GEW. Sachs wirkt an der Kampagne "Schulfrei für die Bundeswehr" in Baden-Württemberg mit.

Jugendoffiziere der Bundeswehr erreichten nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums im vergangenen Jahr mehr als 175.000 Teilnehmer in rund 7.000 Veranstaltungen. Das Hauptziel der Werber seien Gymnasien und Realschulen, erklärte Sachs. Durch den Umbau zu einer Interventionsarmee gebe es für die Bundeswehr einen erhöhten Legitimationsbedarf. Zudem sei die Armee wegen der Abschaffung der Wehrpflicht stärke als früher darauf angewiesen, Nachwuchs zu rekrutieren.

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Die Unterrichtsmaterialien vermittelten jedoch ein unrealistisches Bild von Militäreinsätzen. "Dort gibt es keine Gewalt, keine Kriegstoten und keine Traumatisierten." Soldaten würden auf Bildern ausschließlich als freundliche Katastrophenschützer dargestellt. Auch sprachlich wirke das Material beschönigend: Kampfeinsätze hießen dort "friedenserzwingende Maßnahmen". Zwar dürften Jugendoffiziere im Gegensatz zu Wehrdienstberatern in Schulen keine Interessenten für den Militärdienst anwerben. "Unterschwellig und indirekt werben sie aber sehr wohl."

Die Jugendoffiziere würden gezielt für den Umgang mit Schülern ausgebildet, erläuterte Sachs. So durchliefen sie zielgruppenspezifische Sprachtrainings und müssten jünger als 32 Jahre sein. "Sie wissen, wie sie die Jugendlichen erreichen."

Pädagogen hätten oft zu wenig Argumente gegen Jugendoffiziere, sagte Barbara Kieser von der GEW. "Lehrern fehlt die Zeit, sich umfassend auf die Themen vorzubereiten." Die Gewerkschaft müsse ihnen hierfür mehr Hilfen an die Hand geben.