Hilfsorganisation fordert Strafen für weibliche Genitalverstümmelung im Ausland

Hilfsorganisation fordert Strafen für weibliche Genitalverstümmelung im Ausland
Die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" fordert die Bundesregierung auf, die weibliche Genitalverstümmelung in den Katalog der Auslandsstraftaten aufzunehmen.
22.08.2013
epd
Tanja Tricarico

"Die Beschneidung soll auch dann verfolgt werden, wenn Familien ihre Töchter dafür ins Ausland schicken", sagte die Fachreferentin für Genitalverstümmelung bei "Terre des Femmes", Katharina Kunze, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Erst vor wenigen Wochen hat der Bundestag per Gesetz die weibliche Genitalverstümmelung zur "schweren Körperverletzung" erklärt. Damit werden die Täter mit Gefängnisstrafen zwischen einem und 15 Jahren bestraft. Zudem verlängerte sich die Verjährungsfrist. Kunze begrüßte die Entscheidung, doch mahnte: "Da in vielen Fällen die Beschneidung nicht in Deutschland stattfindet, muss die gesetzliche Vorlage ausgeweitet werden."

###mehr-artikel###

Nach Angaben der Organisation leben mindestens 20.000 beschnittene Frauen in Deutschland. Kunze schätzt, dass etwa 6.000 Mädchen akut gefährdet sind, verstümmelt zu werden. "Das Thema wird öffentlich kaum diskutiert, und die Betroffenen bleiben im Unsichtbaren", sagte die Frauenrechtlerin. Obwohl die Akzeptanz für weibliche Genitalverstümmelung weltweit zurückgehe, beugten sich viele Frauen dem Druck ihrer Familie und bewahrten sich oder ihre Töchter nicht vor einer Beschneidung.

Zahlen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF zufolge leiden weltweit 125 Millionen Frauen unter den Folgen der Genitalverstümmelung. Mehr als 90 Prozent der Mädchen in Dschibuti, Guinea, Somalia oder in Ägypten werden beschnitten. Im Irak, in Kenia, Liberia, Nigeria, Tansania und der Zentralafrikanischen Republik ist die Zahl dagegen rückläufig.

Laut Aktivistin Kunze wird die Beschneidung in vielen Ländern als eine Art Initiationsritus von der ganzen Gemeinde gefeiert. Je nach Kulturkreis werden unterschiedliche Teile der Vagina ohne Narkose entfernt oder zugenäht. Die Beschneidung findet bei Mädchen im Säuglingsalter bis hin zur Pubertät statt. Die Folgen sind verheerend: Viele Frauen haben seit ihrer Beschneidung Schmerzen, etwa beim Urinieren oder beim Geschlechtsverkehr. Zudem können bei der Geburt eines Kindes lebensbedrohliche Komplikationen auftreten.