Es handle sich um einen der sichersten Bereiche der Medizin, sagte das Mitglied des Deutschen Ethikrates am Montag im Deutschlandfunk. Die Überwachung und Vergabe von Spenderorganen vollständig in staatliche Hände zu legen, wie dies etwa die Grünen fordern, lehnte Nagel ab. Wichtig seien nicht die Träger, sondern klare gesetzliche Regelungen. Derzeit ist die Organspende privat organisiert über die Deutsche Stiftung Organtransplantation.
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Nagel betonte vor dem am Montag in Göttingen beginnenden Prozess gegen einen Transplantationsmediziner, kriminelle Energie könne man nie ganz ausschließen. Vor dem Landgericht Göttingen muss sich der ehemaligen Leiter der Transplantationschirurgie an der Göttinger Uniklinik verantworten, der Patientendaten manipuliert haben soll. Fälle wie der in Göttingen führten im vergangenen Jahr dazu, dass die Organspendebereitschaft der Deutschen deutlich abgenommen hat. "Dies spüren wir täglich", sagte Nagel, der Ärztlicher Direktor des Uni-Klinikums Essen ist. Die Angst bei den Patienten, keine gute Versorgung zu bekommen, nehme zu. Heute verstürben mehr Patienten auf Wartelisten als vor ein oder zwei Jahren.
Dem früheren Leiter der Transplantationschirurgie an der Göttinger Uniklinik werden in dem Prozess versuchter Totschlag in elf Fällen und Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen vorgeworfen. Der Arzt soll manipulierte Daten von Patienten an die zentrale Vergabestelle Eurotransplant gemeldet haben, um schneller an Spenderorgane zu kommen. Dabei hat er laut Anklage in Kauf genommen, dass andere schwerkranke Patienten kein Spenderorgan erhielten und möglicherweise deshalb starben.