Älteste Gesamtausgabe der Schriften Hildegards von Bingen ausgestellt

Älteste Gesamtausgabe der Schriften Hildegards von Bingen ausgestellt
Die älteste Gesamtausgabe der Schriften Hildegards von Bingen (1098-1179) wird erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg öffentlich gezeigt. Der sonst unter Verschluss liegende, mehr als 800 Jahre alte "Rupertsberger Riesencodex" wird vom 25. August bis 29. September im Abteimuseum des Klosters Eberbach im Rheingau ausgestellt.

Der 15 Kilogramm schwere Band stelle die zentrale Überlieferung des Gesamtwerks der heiliggesprochenen Hildegard dar, sagte der Vorsitzende des Freundeskreises Kloster Eberbach, Wolfgang Riedel, am Wochenende dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Der zur Zeit von Hildegards Lebensende durch mehrere Schreiber erstellte "Rupertsberger Riesencodex" stellt nach den Worten von Riedel eine für das Mittelalter ungewöhnliche, enzyklopädisch geordnete Gesamtausgabe ihrer Schriften dar. Die 481 Blätter enthalten die Visionen der Äbtissin des ehemaligen Klosters Rupertsberg bei Bingen am Rhein, ihre musikalischen Kompositionen, ihre sprachkundlichen Schriften, eine Sammlung von Evangelienauslegungen, knapp 300 Briefe und Hildegards Lebensbeschreibung durch die Mönche Gottfried und Theoderich. Allerdings fehlen ihre naturkundlichen und medizinischen Schriften.

Codex wurde mehrfach vor Vernichtung bewahrt

Der Riesencodex wurde mehrfach vor der Vernichtung bewahrt: Bei der Plünderung und Zerstörung des Klosters Rupertsberg im Dreißigjährigen Krieg durch schwedische Truppen 1632, bei der Säkularisation des Klosters Eibingen 1803 und im Zweiten Weltkrieg bei der Bombardierung Dresdens, wohin der Band ausgelagert war. 1948 gelang es, das Werk aus der sowjetisch besetzten Zone zurück nach Wiesbaden zu bringen, wo es sich heute im Bestand der "Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain" befindet.

Neben dem "Rupertsberger Riesencodex" werden in dem zu Hildegards Lebzeiten gegründeten Kloster Eberbach weitere Abschriften und Drucke von Werken Hildegards aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit gezeigt, etwa eine von dem Nürnberger Reformator Andreas Osiander herausgegebene und gegen den Papst gerichtete Flugschrift.

Die Ausstellung wird am "Zisterzienser-Tag 2013" des Klosters Eberbach um 10.30 Uhr eröffnet. Grußworte halten der katholische Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der hessische Kunst-Staatssekretär Ingmar Jung (CDU).