Mit Enttäuschung haben Umweltschützer am Freitag auf das Scheitern eines viel beachteten Projekts zum Schutz des Regenwaldes in Ecuador reagiert. Geplant war, auf Erdölförderung im Yasuní-Nationalpark zu verzichten, wenn Industriestaaten für einen Teil der entgangenen Erlöse aufkommen. Am Donnerstag (Ortszeit) kündigte Präsident Rafael Correa nun die Ausbeutung der Ölvorkommen an. Die zukunftsweisende Initiative sei gescheitert, weil "die internationale Gemeinschaft sie nicht verstand oder nicht verstehen wollte", sagte er im Fernsehen.
###mehr-artikel###Umweltschützer und indianische Organisationen in Ecuador bezeichneten die Entscheidung als verfassungswidrig und forderten eine Volksbefragung. Zugleich kündigten sie Proteste an. Die Ausbeutung von Bodenschätzen müsse transparent und im Einklang mit der neuen Verfassung geschehen, die den Schutz der Ureinwohner und der Mutter Erde vorsehe, sagte Ricardo Buitrón von der Umweltgruppe "Acción Ecologica". Yasuní ist ein sehr empfindliches Ökosystem im Amazonasgebiet mit einer Vielzahl von bedrohten Tier- und Pflanzenarten.
In Berlin sprach die Grünen-Politikerin Ute Koczy von einer "Tragödie für Ecuadors indigene Gemeinschaften, Artenvielfalt und Klimaschutz". Der Hoffnungsträger Correa habe vor dem Druck der Ölindustrie kapituliert. Zugleich bezweifelte Koczy das Versprechen des Präsidenten, die Ölförderung werde die Umwelt nicht in Mitleidenschaft ziehen. Das Entwicklungsministerium warf Correa eine Doppelstrategie vor.
Im Jahr 2007 hatte Correa angeboten, auf die Förderung der 850 Millionen Barrel Öl im Yasuní-Gebiet zu verzichten. Als Gegenleistung für diesen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel sollten Industrienationen 3,6 Milliarden US-Dollar in einen UN-Fonds einzahlen. Im Nationalpark befinden sich 20 Prozent der Ölvorkommen Ecuadors. Werden sie gefördert, kann der kleinste Mitgliedsstaat der OPEC mir mehr als acht Milliarden Dollar Einnahmen rechnen.
###mehr-links###Für die Initiative signalisierten nur wenige reiche Länder Unterstützung. Die bisher von europäischen Staaten und Umweltorganisationen zugesagten Gelder machen nicht einmal zehn Prozent der von Ecuador erwarteten Entschädigung aus. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) meldete vor drei Jahren Bedenken an dem Projekt an und zog bereits zugesagte deutsche Mittel wieder zurück.
Das Entwicklungsministerium bestritt eine Mitschuld am Scheitern des Projekts. "Die Verantwortung liegt auf der ecuadorianischen Seite", sagte Ministeriumssprecher Sebastian Lesch. Man müsse sich fragen, ob der ecuadorianischen Regierung wirklich so sehr am Schutz des Waldes gelegen war, wie sie immer vorgab. Das Ministerium hatte 34,5 Millionen Euro für den Erhalt des Waldes in der Yasuní-Region und zum Schutz der indianischen Gemeinschaften zugesagt. Jetzt müsse man sehen, ob die Projekte überhaupt noch realisierbar seien. Lesch: "Waldschutz ist da, wo Öl gefördert wird, nicht möglich."
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Das einzigartige Yasuní-Projekt in Amazonien ist geplatzt. Wo der Regenwald ungestört wachsen sollte, werden sich bald Ölbohrer in die Tiefe schrauben. Ecuadors Präsident gibt der Staatengemeinschaft die Schuld, gerät aber selbst in die Kritik.