Politik und Kirchen rufen zu Solidarität mit Christen in Ägypten auf

Politik und Kirchen rufen zu Solidarität mit Christen in Ägypten auf
Die Bundesregierung fordert alle Seiten in Ägypten dazu auf, zu Gesprächen zurückzukehren. Der Weltkirchenrat ruft zu Gebeten für Frieden in Ägypten auf.
16.08.2013
epd / Stefan Erbe

Nach den jüngsten Ausschreitungen in Ägypten haben Politik und Kirchen zur Solidarität mit den Christen in dem Land aufgerufen. Die Angriffe auf Gotteshäuser erfüllten die Bundesregierung mit großer Sorge, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Sie rufe alle Seiten auf, sich friedlich zu verhalten. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz lud ein zum Gebet für eine friedliche Zukunft in Ägypten.

###mehr-artikel### Unterdessen gab das Auswärtige Amt eine neue Reisewarnung für ganz Ägypten heraus. Bisher galt eine Teilreisewarnung für Kairo und Oberägypten. Nun wird auch vor Reisen in die Touristenzentren fernab der Hauptstadt gewarnt. Die Entwicklung sei unkalkulierbar, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Dringend abgeraten wird von Reisen nach Kairo und Oberägypten.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe), die Islamisten machten die Christen nun zur Zielscheibe ihres Hasses, ähnlich wie es einmal im Irak gewesen sei. "Die islamischen Länder sollten die radikalen Muslime aufrufen, die Christen und ihre Kirchen zu schonen", forderte er. "Wenn, dann haben nur sie Einfluss auf die Muslimbrüder. Auch die Türkei sollte hier aktiv werden."

Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, zeigte sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen in Kairo und Ägypten: "Der Verlust zahlreicher Menschenleben erfüllt uns mit großer Sorge. Unter den Opfern der Gewalt sind auch viele Christinnen und Christen. Zudem wurden christliche Einrichtungen und Kirchen in Brand gesetzt und zerstört. Unsere Solidarität gilt denen, die Angehörige verloren haben, und Opfer von Gewalt und Willkür geworden sind."

Kirchen verurteilen Gewalt und rufen zu Gebeten auf

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, erklärte: "Hass und Gewalt weisen keinen Weg aus der politischen Krise." Der Freiburger Erzbischof brachte sein Entsetzen über die zunehmenden Angriffe gegen Christen sowie die Zerstörungen von über 40 Kirchen und christlichen Einrichtungen im ganzen Land zum Ausdruck: "Die Muslimbrüder machen die Christen in Ägypten mitverantwortlich für die jüngeren Entwicklungen und die Absetzung von Präsident Mursi - solche Schuldzuweisungen tragen weder zur Versöhnung noch zu dem dringend notwendigen Vertrauen in Ägypten bei."

Auch der Weltkirchenrat rief zu Gebeten für Frieden in Ägypten auf. Der Generalsekretär des ökumenischen Dachverbandes, der Norweger Olav Fykse Tveit, forderte von allen Seiten ein Ende der Gewalt. Der einzige Ausweg aus der aktuellen Situation biete die wechselseitige Anerkennung als gleichberechtigte Bürger, die Gewaltenteilung und die Akzeptanz politischer und religiöser Vielfalt. Die christlichen Kirchen in Ägypten seien Zeugen für den göttlichen Frieden auf Erden. Im Verlauf der Geschichte hätten sie für das Land viele Opfer gebracht, erinnerte Tveit.