Parteienforscher für Veröffentlichung von Umfragen kurz vor Wahl

Parteienforscher für Veröffentlichung von Umfragen kurz vor Wahl
Der Mainzer Parteienforscher Jürgen W. Falter plädiert dafür, auch einen Tag vor der Bundestagswahl noch aktuelle Umfragen zu veröffentlichen.

In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagsausgabe) wandte sich Falter gegen die Praxis von ARD und ZDF, kurzfristig keine Zahlen der Meinungsforschungsinstitute mehr bekanntzugeben. Ein gesetzliches Verbot einer Prognose am Samstag vor der Wahl gebe es nicht. "Es ist nur so, dass ARD und ZDF das nicht genehmigen wollen." Das Argument der Wählerbeeinflussung wies Falter zurück: "Wenn man eine Woche vor der Wahl nichts mehr sagt, ist das ja auch eine Wählerbeeinflussung."

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Der Parteienforscher erklärte, bis ein, zwei Wochen vor der Wahl seien rund 30 Prozent der Wähler nicht definitiv festgelegt. Zehn Prozent würden sich erst am Wahltag endgültig entscheiden. "Da sind alle möglichen Überraschungen denkbar", sagte Falter.

Nach seiner Einschätzung könnten die Piraten bei der Wahl am 22. September mehr Stimmen bekommen als derzeit vorhergesagt. Viele potenzielle Anhänger der Piraten würden in Telefonumfragen nicht berücksichtigt, weil sie keinen Festnetz-Anschluss mehr hätten. "Die kommen in die üblichen Wahlumfragen nicht rein, weil nicht alle Institute Handy-Nutzer in ihre Telefonumfragen einbeziehen", sagte der Parteienforscher. "Das ist noch ein verstecktes Potenzial."

Auch die SPD habe die Chance, besser abzuschneiden als in den Umfragen. Dies habe die Aufholjagd im Bundestagswahlkampf 2005 mit dem damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder gezeigt.