An der traditionellen Wallfahrt nahmen Pilger christlichen und hinduistischen Glaubens aus ganz Europa teil, wie der Sprecher des Tamilischen Seelsorgeamtes in Deutschland, Joseph Robinson, dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. "Der Wunsch nach Gerechtigkeit und Frieden für das tamilische Volk" sei nach wie vor eines der zentralen Motive der seit 1987 jährlich stattfindenden Wallfahrt.
Nach Robinsons Worten hat fast jede Familie, die an der Wallfahrt teinahm, Angehörige während des Bürgerkrieges in ihrer Heimat Sri Lanka verloren. Dieser Opfer sei in den Messen gedacht worden. Auch wenn der Bürgerkrieg seit 2009 vorbei ist, bleibt auf der Insel das Verhältnis zur Bevölkerungsmehrheit der Singhalesen angespannt.
In Deutschland leben rund 60.000 Tamilen. Zehn Prozent davon sind Katholiken, 90 Prozent Hindus. Für die Tamilen, die vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka geflohen sind, ist die Wallfahrt zum Marienbild "Trösterin der Betrübten" ebenso wichtig wie der Marienwallfahrtsort Madhu in Sri Lanka.
Marienerscheinungen in den Jahren 1641/1642
In der Marienbasilika in Kevelaer beteten die Tamilen auch für die Möglichkeit, in ihre Heimat zurückkehren zu können. Vor und in der Kerzenkapelle, die zwischen 1643 und 1645 errichtet wurde und die älteste Wallfahrtskirche im Ort ist, brannten bis in den Abend hinein viele tausend Kerzen. Vor der Gnadenkapelle standen die Gläubigen in langen Schlangen und harrten aus, um einen kurzen Blick auf das kleine unscheinbare Marienbild zu werfen und ein kurzes Gebet zu sprechen.
Die Messen wurden zur Hälfte auf Deutsch und auf Tamil gehalten. Veranstalter der Wallfahrt war die Tamilenseelsorge im Bistum Essen. Für die katholische Kirche nahm der emeritierte Münsteraner Weihbischof Friedrich Ostermann an dem Fest teil. Nachdem in den ersten Jahren vor allem die in Deutschland und den Niederlanden lebenden Tamilen teilgenommen hatten, kamen in den vergangenen Jahren stets auch zahlreiche Gläubige aus Frankreich, Dänemark und Großbritannien nach Kevelaer.
Kevelaer ist wegen Marienerscheinungen in den Jahren 1641/1642 Wallfahrtsort. Mit gut einer Million Pilger jährlich ist die Stadt inzwischen der größte Wallfahrtsort im Nord-Westen Europas.