"Durch die Gefechte sterben unzählige Menschen, und auch ihre 5.000 Jahre alte Kultur geht verloren, zu der die ältesten Texte der Menschheit gehören", sagte der Münsteraner Altorientalist Hans Neumann am Mittwoch. Auch viele Syrer litten unter dem Raubbau an der orientalischen Geschichte und damit der Identität ihres Landes. Sie seien stolz auf historische Welterbe-Stätten wie Aleppo, Damaskus und Palmyra.
###mehr-artikel###Die UNESCO hatte syrische Stätten jüngst auf die Liste des bedrohten Welterbes gesetzt. Verlässliche Informationen über deren Zustand gebe es kriegsbedingt derzeit nicht. Doch sei in Syrien wie im Irak und Afghanistan von massiven Kriegsschäden an historischen Bauten, archäologischen Ausgrabungsstätten und Museen auszugehen, sagte Neumann. Während des Irak-Krieges etwa hätten Schmuggler historische Zeugnisse wie Keilschrifttexte, Siegel, Metallgegenstände oder Keramiken aus Tempeln oder Privathäusern außer Landes geschafft und sie auf dem Schwarzmarkt verkauft.
Die Tragweite der Verluste archäologischer Hinterlassenschaften und Textüberlieferungen durch Kriege in Syrien, Irak und Afghanistan sei dramatisch, beklagte der Experte für altorientalische Keilschriften. "Errungenschaften wie die Schrift, das Rad, die Bronzeherstellung, die Großarchitektur, aber auch die ältesten Gesetze - darunter der Codex Hammurapi - sind dem Alten Orient zu verdanken." Selbst wenn Schmuggler-Stücke beschlagnahmt würden, fehle Forschern der Grabungszusammenhang, um den komplexen historischen Zusammenhang zu rekonstruieren.
Fachtreffen im September
Die Universität Münster ist in diesem Jahr Gastgeber des 32. Deutschen Orientalistentag vom 23. bis 27. September. Rund 1.000 Orientforscher aus dem In- und Ausland tauschen sich an fünf über Grundlagenforschung zu Hieroglyphen sowie Gegenwartsthemen wie den Arabischen Revolutionen und der Politik Irans aus. Veranstalter ist die Deutsche Morgenländische Gesellschaft.