Dem Familienpapier der EKD mangele es an biblischer Fundamentierung. Er biete daher keine evangelische Orientierung, sondern passe sich an gesellschaftliche Entwicklungen an, erklärte der Allianz-Vorsitzende, Präses Michael Diener, am Sonntag im thüringischen Bad Blankenburg zum Abschluss der fünftägigen Jahrestagung des evangelikalen Dachverbands.
###mehr-artikel###
Diener wies zugleich Medienberichte zurück, nach denen die Allianz das EKD-Papier gegen Kritik verteidigt habe, und wiederholte seine Forderung an die EKD, das Papier zu überarbeiten. Er rechne damit, dass nach der Sommerpause die Diskussion über die Orientierungshilfe neu entfacht werde.
Die breite und teilweise heftige Reaktion zeige, dass die EKD die "gesamtkirchliche Stimmung" zu diesem Thema nicht hinreichend berücksichtigt habe, sagte Diener dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der Tagung. Viele kirchliche Strömungen fühlten sich von der Vorbereitung des Familienpapiers ausgeschlossen.
Die Pluralität einer Volkskirche müsse sich bei der Erarbeitung grundlegender Dokumente auch in der Besetzung von Kommissionen und Ausschüssen widerspiegeln, forderte der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes. Neben den kritischen Stimmen gebe es aber auch "sehr viel Zustimmung von der Basis", räumte Diener ein.
In der im Juni vorgestellten Orientierungshilfe fordert der Rat der EKD, alle Familienformen zu stärken und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Aus Teilen der evangelischen Kirche und von katholischer Seite wird kritisiert, der Text entwerte die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau und belaste die Ökumene.
Evangelische Allianz blickt positiv auf der vergangene Jahr
Der Direktor des Allianzhauses in Bad Blankenburg, Thomas Günzel, zog eine positive Bilanz der Tagung mit rund 2.000 Teilnehmern. Die Seminare seien durchweg gut besucht gewesen, sagte Günzel am Sonntag. Die Tagung endete am Sonntagabend mit einem Gottesdienst.
Schwerpunktthema war in diesem Jahr das Engagement gegen Sklaverei, Menschenhandel und Zwangsprostitution. Zur Freiheit des Einzelnen gehöre auch die äußere Freiheit, betonte Günzel: "Es geht nicht an, dass in Deutschland Frauen versklavt und zur Prostitution gezwungen werden." Schwerpunkt der kommenden Jahrestagung am ersten Augustwochenende 2014 ist das Thema Familie.
Die im 19. Jahrhundert entstandene Deutsche Evangelische Allianz versteht sich als "Netzwerk evangelikaler Christen" mit einem pietistisch, freikirchlich oder charismatisch geprägten und eher konservativen Glaubensverständnis. Die Konferenzen finden seit 1886 jährlich im Sommer statt.