Trotz Terror setzen Nigerias Kirchen auf Dialog mit Muslimen

Trotz Terror setzen Nigerias Kirchen auf Dialog mit Muslimen
Christliche Vergebung statt fundamentalistische Aggression: Nigerias christliche Kirchen haben sich für das Gespräch mit den muslimischen Gemeinschaften in Nigeria entschieden - trotz des Terrors durch die islamistische Gruppe Boko Haram.

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Trotz des islamistischen Terrors in Nigeria setzen die Kirchen des westafrikanischen Landes auf Dialog mit muslimischen Gemeinschaften. "Das Seminar der Baptisten in Kaduna wurde vor zwei oder drei Jahren völlig niedergebrannt, und zahlreiche Kirchen wurden zerstört", sagte der Generalsekretär des nigerianischen Kirchenrats, Yusuf Wushishi, dem Frankfurter Magazin "welt-sichten" (August-Ausgabe). "Das hat uns aber nicht davon abgehalten, den Dialog und die Verständigung mit Muslimen zu suchen."

Zu Beginn sei diese Haltung angesichts der Angriffe der Terrororganisation Boko Haram schwierig gewesen, sagte der baptistische Pfarrer Wushishi, der aus dem islamisch dominierten nördlichen Bundesstaat Kaduna stammt. Christliche Vergebung zu üben sei schwer, "wenn Deine Eltern oder Kinder getötet worden sind". Fundamentalistische Positionen in den Kirchen habe die Führung aber nicht geduldet und entschieden verurteilt. "Unter der Bedrohung sind Nigerias Kirchen nun gestärkt, die Menschen stehen entschiedener zu ihrem Glauben", ist Wushishi überzeugt.

Amnestie für Boko Haram mit Sorge betrachtet

Mit Sorge sehen die protestantischen und anglikanischen Kirchen, die im Kirchenrat vertreten sind, laut Wushishi Amnestie-Forderungen für Boko-Haram-Mitglieder. In Wirklichkeit gehe es dabei um Geld und die Finanzierung eines Auslandsstudiums, die mit einer Amnestie verbunden sei. "Ich habe den Eindruck, dass einige sich bereichern wollen", sagte der Generalsekretär. Zudem hätten die Boko-Haram-Führer barbarische Morde zu verantworten und gäben sich nicht zu erkennen: "Wir wissen nicht, wer sie sind."

Boko Haram, deren Name übersetzt "Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, verübt seit 2009 Morden und Anschläge in Nigeria, unter anderem auf Kirchen, Schulen und Polizeistationen. Mehr als 2.000 Menschen wurden getötet. Die Gruppe kämpft für die Einführung des islamischen Rechts in Nigeria und will die Christen aus dem islamischen Norden des Landes vertreiben.

Die Organisation steht nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida. Rund die Hälfte der 170 Millionen Nigerianer sind Muslime, etwa 40 Prozent bekennen sich zum Christentum.