Das Politikern zugemutete Pensum sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden und inzwischen zum Teil höher, als ein Einzelner bewältigen könne, sagte Seelemann am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Platzeck hatte am Montag angekündigt, am 28. August zurückzutreten. Er ist seit längerem gesundheitlich angeschlagen; im Juni hatte er einen leichten Schlaganfall erlitten.
Immer gleich Antworten parat
Durch moderne Medien könnten Politiker ständig sämtliche Informationen auf ihrem Tisch haben, so Seelemann. Erwartet werde aber auch, dass mehr dieser Informationen verarbeitet werden und Politiker idealerweise "auch immer gleich die Antworten parat" haben. Dies sei aber nicht zu schaffen, betonte der Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).
Nach Einschätzung Seelemanns ist dieser Zustand auch ein Plädoyer dafür, "dass die - machttaktisch vielleicht sinnvolle - Kombination und Häufung von Ämtern eigentlich über die psychische und physische Kraft des Einzelnen hinausgeht". Insofern könne es eine Hilfe sein, Verantwortung stärker zu teilen und auf mehr Schultern zu verlagern.
Ehrlicher Umgang macht menschlich
Grundsätzlich müsse es möglich sein, zu sagen, "ich schaffe dieses Pensum nicht mehr, das geht über meine Kraft". "Ehrlich mit einer Sache umzugehen, ist grundsätzlich richtig und macht sehr menschlich, so wie das ja auch bei Platzeck passiert ist", unterstrich der Konsistorialpräsident.