Piñera bezeichnete den Vorfall am Freitag (Ortszeit) als einen "feigen Anschlag auf die katholische Kirche" durch respektlose und intolerante Straftäter. Rund 100 Demonstranten waren am Vorabend nach einer friedlichen Demonstration von 5.000 Menschen für die Legalisierung von Abtreibungen in die Kathedrale der Hauptstadt Santiago eingedrungen. Sie warfen Bänke um und schmierten Parolen an die Wände, wie die Tageszeitung "La Nación" (Online) berichtete. Die Polizei nahm mehrere Personen vorrübergehend fest.
In Chile ist eine Abtreibung grundsätzlich verboten, auch im Falle einer Vergewaltigung oder aus medizinischen Gründen. Der Gesetzesartikel, der Ausnahmen zuließ, wurde 1989 in den letzten Monaten der Pinochet-Diktatur abgeschafft. Seither werden alle Schwangerschaftsabbrüche mit Gefängnisstrafen geahndet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums werden jedoch jährlich 150.000 unerlaubte Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen.
Erst vergangenes Jahr hatte sich der Kongress geweigert, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, auch wegen dem starken Druck der katholischen Kirche. Der konservative Präsident Sebastián Piñera hatte sich mehrfach gegen eine Änderung des Abtreibungsverbots ausgesprochen. Außer in Chile ist in Lateinamerika Schwangerschaftsabbruch auch in Honduras, Nicaragua, El Salvador, der Dominikanischen Republik und Surinam verboten.