Mönch und Genie: Feier zum 1.000 Geburtstag von Hermann dem Lahmen

Mönch und Genie: Feier zum 1.000 Geburtstag von Hermann dem Lahmen
Mit einem Festgottesdienst zum 1.000 Geburtstag hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart den Benediktinermönch und Wissenschaftler Hermann den Lahmen gewürdigt.
21.07.2013
epd
Markus Mockler

Trotz körperlicher Schwerstbehinderung habe der am 18. Juli 1013 geborene Hermann der Lahme die Geschichte bis in die Gegenwart hinein geprägt, sagte Fürst. Das mit 41 Jahren verstorbene Genie zeige, dass aus scheinbar Schwachem enorme Kraft erwachsen könne. Der Mönch von der Bodenseeinsel Reichenau wirke bis heute als Vorbild. Der Gottesmann und Universalgelehrte verkörpere die "Einheit von Glaube, Bildung und lebendigem Zeugnis", erklärte Bischof Gebhard Fürst nach Angaben der Diözese bei der Feier am Sonntag in Althausen.

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Der katholische Bischof erinnerte weiter an eine Reihe von Leistungen Hermanns des Lahmen, den seine Familie Altshausen-Veringen bereits im Alter von sieben Jahren ins Kloster Reichenau gegeben hatte: Wegen seiner Genialität als Astronom, Mathematiker, Geschichtsschreiber, Dichter, Musiker und Erfinder hätten seine Zeitgenossen ihn als "Staunen des Jahrhunderts" bewundert. Der mittelalterliche Wissenschaftler hatte unter anderem eine eigene Notenschrift entwickelt und eine Taschensonnenuhr erfunden.

Er konnte nicht gehen, vermutlich nicht einmal schreiben. Und dennoch hat Hermann der Lahme, der am 18. Juli vor 1.000 Jahren geboren wurde, die Wissenschaft seiner Zeit enorm in Schwung gebracht. Das Kloster Reichenau am Bodensee, in das er bereits als Siebenjähriger kam, entwickelte sich zu einer Denkfabrik des Mittelalters in der Geschichtsschreibung, der Zeitrechnung, Kirchenmusik und Dichtung.

Marienlieder, Notenschrift, Weltchronik

Über die Krankheit Hermanns ist viel spekuliert worden. Es spricht manches dafür, dass Hermann an der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) litt - einer schnell voranschreitenden Nervenkrankheit, die zu Lähmungserscheinungen führt. Das wäre eine Parallele zu einem der berühmtesten Physiker des 20. Jahrhunderts, Stephen Hawking (Jahrgang 1942), der es trotz massivster körperlicher Einschränkungen zu wissenschaftlichen Spitzenleistungen gebracht hat.

Dass Hermanns Geist so fruchtbar wirken konnte, hatte er im Wesentlichen seinem Förderer Abt Berno zu verdanken, der ebenfalls als herausragender Kopf seiner Zeit gilt. Er entdeckte das Talent des Jungen und führte ihn in verschiedene Fachgebiete ein, etwa in die Kirchenmusik. Hermann gilt als Schöpfer von Marienliedern, die sich über Jahrhunderte gehalten haben. Außerdem entwickelte er eine eigene Notenschrift, die Intervalle zwischen den Tönen beschrieb.

Zu den eindrücklichsten Werken des mittelalterlichen Mönchs gehört eine Weltchronik, in die Hermann die wichtigsten historischen Ereignisse penibel eintragen ließ. In seinen Arbeiten reformierte er auch gleich das Kalenderjahr, bei dem es aufgrund verschiedener Rechenfehler immer wieder zu Verschiebungen gekommen war. Des Weiteren hat Hermann einen Taschensonnenuhr entwickelt, die zur mobilen Zeitmessung geeignet ist.