Käßmann: EKD-Rat hätte Wert der Ehe stärker rausstellen müssen

Käßmann: EKD-Rat hätte Wert der Ehe stärker rausstellen müssen
Wer eine Ehe eingehen will, sollte entschlossen sein, bis zum Lebensende zusammenzubleiben, sagt Margot Käßmann. Im Familienpapier der EKD hätte das noch deutlicher herausgestellt werden sollen, meint die Theologin.

Die Theologin Margot Käßmann hält die lebenslange Ehe zwischen Mann und Frau weiterhin vorbildhaft für familiäres Zusammenleben. "Ich finde, die Ehe ist eine großartige Lebensform", sagte die Ex-Bischöfin, die selbst geschieden ist, dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Zugleich äußerte sie Kritik an der jüngsten familienpolitischen Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Ich persönlich hätte im Text die positiven Seiten der Ehe gern deutlicher herausgestellt gesehen", sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende.

###mehr-artikel###

Die sogenannte Orientierungshilfe der EKD, in der andere Familienformen der Ehe weitgehend gleichgestellt werden, ist in der evangelischen Kirche stark umstritten. Das Papier sei kein Dogma, sagte Käßmann, "wer will, kann jederzeit andere Vorschläge einbringen". Die Autoren hätten vom Rat der EKD den Auftrag gehabt, Empfehlungen zu formulieren, um "Familien als verlässliche Gemeinschaft zu stärken". Ziel des im Jahr 2008 von der EKD-Spitze in Auftrag gegebenen Papiers sei es, in Kirche und Diakonie eine Hilfestellung zu geben, "wie wir mit Familien umgehen, die nicht mehr dem klassischen Bild entsprechen".

Die Mutter von vier Töchtern bekräftigte: "Wer eine Ehe eingeht, sollte entschlossen sein, bis zum Lebensende zusammenzubleiben." Sie würde kein Paar trauen, dass das nicht sagen will. Nicht umsonst wollten viele homosexuelle Paare "genau diese Form leben".

In der Mitte Juni vorgestellten 160-seitigen Orientierungshilfe fordert der Rat der EKD, alle Familienformen zu stärken und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Konservative Protestanten und hochrangige Katholiken kritisieren den Text, weil er in ihren Augen die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau entwerte und die Ökumene schwer belaste.