Evangelische Allianz will Ehen- und Familiensplitting

Evangelische Allianz will Ehen- und Familiensplitting
Die Deutsche Evangelische Allianz will am Ehegattensplitting festhalten und dieses durch ein Familiensplitting ergänzen. So steht es es in einem "Familienpolitischen Thesenpapier", das der Dachverband evangelikaler Christen am Donnerstag im thüringischen Bad Blankenburg vorlegte. Kinder sollten Erwachsenen steuerlich gleichgestellt werden und das Familieneinkommen durch die Zahl der Familienmitglieder geteilt werden. Erst dann sollten die Steuersätze Anwendung finden. Als Vorbild wird die französische Familienpolitik genannt.

Der Beruf der Hausfrau und Mutter beziehungsweise des Hausmanns und Vaters bedürfe "der materiellen, sozialen und juristischen Anerkennung als Berufstätigkeit", hieß es weiter. Nach Ansicht der Allianz sei eine Bezahlung von jeweils 800 Euro pro Monat für das erste, zweite und dritte Kind, ab dem vierten Kind jeweils zusätzlich 400 Euro angemessen. Durch ein solches Familiengehalt erarbeiteten sich auch beide Elternteile wie im Falle außerfamiliärer Berufstätigkeit eigene Erwerbsbiografien, die sowohl in der Zeit der Elternzeit als auch in der späteren Ruhestandszeit für Gerechtigkeit sorgten.

###mehr-artikel###

Zudem wird in dem Papier eine einmalige "Ehebeihilfe" von 2.000 Euro pro Person vorgeschlagen. Kindergeld soll ab der ärztlich festgestellten Empfängnis ausbezahlt werden, aber: "Im Falle von - von uns nicht erwünschten - Abtreibungen besteht volle Rückzahlungspflicht." Für die Kosten der Abtreibung habe der männliche Partner als "Verursacher" aufzukommen, sofern er in die Abtreibung einwilligt, empfiehlt das Papier der Evangelischen Allianz. 

In den Thesen wird weiter eine Neuausrichtung des Mutterschutzes gefordert. "Vielen Müttern fehlt wegen viel häufiger als früher stattfindenden Frühgeburten ein Großteil der eigentlich vorgesehenen 6-wöchigen Mutterschutzfrist vor der Geburt." Daher sollten Schwangere nach der ärztlich festgestellten Empfängnis den Beginn der Mutterschutzfrist selbst festlegen. Dies ermögliche auch die notwendige Vorbereitung auf die neue Berufsaufgabe.

"Konkrete Unterstützung für Ehe und Familie"

"Wir brauchen kein neues Familienbild sondern die konkrete Unterstützung für Ehe und Familie", sagte der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb. Mit Blick auf die sofortige Umsetzung und sogar rückwirkende Anwendung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur steuerlichen Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wünsche man sich eine Gleichberechtigung für Familien. Bis heute seien viele Urteile des höchsten Gerichtes zugunsten von Familien aus den 90er Jahren noch immer nicht vollständig in aktuelles Recht umgesetzt. Steeb: "Familien warten seit über einem Jahrzehnt auf eingeforderte Leistungen."

Das "Familienpolitische Thesenpapier" der Allianz geht nicht auf das im Juni veröffentlichte umstrittene Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein. In dem EKD-Text mit dem Titel "Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken" fordert der Rat der evangelischen Kirche, alle Familienformen zu stärken und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Kritiker aus der evangelischen und der katholischer Kirche werfen den Verfassern vor, die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau zu entwerten.

Die 1886 gegründete Evangelische Allianz versteht sich als "Netzwerk evangelikaler Christen" mit einem pietistisch, freikirchlich oder charismatisch geprägten und eher konservativen Glaubensverständnis. Bundesweit beteiligen sich an den Aktivitäten der Allianz etwa 1,3 Millionen Menschen. Arbeitsfelder sind diakonische, pädagogische, publizistische und missionarische Tätigkeiten in mehr als 230 Einrichtungen.